Möwenkampf auf Svalbard

Durch besondere Vielfalt zeichnet sie sich nicht aus, die Avifauna des Svalbard-Archipels: nur rund 40 Brutvogelarten besiedeln im kurzen Frühling und Sommer diesen auch als Spitzbergen bekannten Teil der europäischen Arktis. Ornithologisch interessierte Reisende kommen aber dennoch voll auf ihre Kosten, denn die schiere Individuenzahl der Vögel ist beeindruckend und ihre Scheu vor Menschen oftmals gering. Auf Schritt und Tritt ergeben sich somit beste Möglichkeiten zum Beobachten unterschiedlicher Verhaltensweisen und Interaktionen.

Schmarotzerraubmöwen zum Beispiel sind auf Svalbard regelmäßig anzutreffen, und sie sorgen für Stimmung, wo immer sie auftauchen. Sobald man eine erspäht hat, weiß man: Gleich gibt es Action! Dann sollte die Kamera schussbereit zur Hand sein. So auch bei der hier gezeigten Situation, in der sich eine Raubmöwe und eine Dreizehenmöwe über mehrere Minuten hinweg intensiv in der Luft beharkten. Der genaue Auslöser für die Auseinandersetzung war mir nicht ersichtlich. Weder war ein zu verteidigender Brutplatz der Dreizehenmöwe in der Nähe, noch hatte sie Beute im Schnabel, die man ihr hätte abjagen können („Kleptoparasitismus“). Vermutlich ist es einfach die grundsätzlich tiefe Abneigung der Dreizehenmöwe gegen den anderen Vogel gewesen, die zur unprovozierten Attacke getreu dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ geführt hat. Diese Kühnheit hatte jedoch ihren Preis, denn es wurde mit harten Bandagen gekämpft, wobei die Raubmöwe ihre körperliche Überlegenheit und Wendigkeit voll ausgespielt hat.

Den beherzten Biss in die weiche Flanke der Dreizehenmöwe stelle ich mir jedenfalls für jene äußerst schmerzhaft vor… 

(Dieses Foto mitsamt Text ist im aktuellen Heft (12/2023) der Zeitschrift NaturFoto in der Rubrik „Augenblick“ abgedruckt.)

25. November 2023
Sebastian Schröder-Esch
(www.schroeder-esch.de)

Veröffentlicht von Sebastian

Geographer, naturalist and photographer (www.schroeder-esch.de). Based in Germany, but always keen to travel and explore

11 Kommentare zu „Möwenkampf auf Svalbard

  1. Als Abonnentin der Zeitschrift „NaturFoto“ hatte ich die Dezember-Ausgabe zwar schon vor ein paar Tagen im Briefkasten, aber erst gestern fand ich Zeit und Muße, einen Blick hineinzuwerfen – und welch Überraschung, da lächelt mir plötzlich Dein Gesicht entgegen 🙂
    Herzlichen Glückwunsch Sebastian! Zum tollen Foto, zum lesenswerten Artikel und natürlich zur Veröffentlichung im Magazin!

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    1. hey Sebastian,
      sensationelles Aktionfoto!
      Gückwunsch zu dieser klasse Momentaufnahme und der super Schärfe.
      Da verneige ich mich, ohne weiteren Kommentar.
      Grüße, Uli

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  2. Lieber Sebastian,es musste sehr schmerzhaft gewesen.
    Auf Türkische“MARTI“ die kennen wir über Die Dächern von KADIKÖY.Kadıköy ist Ortsteil,vom İstanbul.
    Auch unter die Lieblingsorte in İstanbul.
    Darf man vor der Fensterbank, auf dem Balkon kein Essbares aufbewahren oder liegen lassen.So Käse, Seife und so weiteres.
    Die fangen arg früh mit einander an zu Schreien, kämpfen.
    Vielen herzlichen Dank für die gelungene Bericht.

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    1. Danke, lieber Mustafa! Ja, diese Möwe möchte ich nicht gewesen sein… 😉 Da wird mit sehr harten Bandagen gekämpft.
      Möwen (und natürlich auch Raubmöwen) holen sich zum Fressen, was immer sie kriegen können, da sind sie nicht wählerisch. Ich habe mir an der Nordsee mal fast ein teures, gerade gekauftes Fischbrötchen aus der Hand klauen lassen, nur weil ich kurz nicht aufgepasst hatte…

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  3. Hi Sebastian. Jetzt komme ich auch endlich mal zum Lesen deines tollen Artikels Das ist echt ein sensationelles Foto wie ich finde. Da hast du im rechten Moment abgedrückt. Klasse

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    1. Danke, Horst! Also wenn ich ehrlich sein darf: da hat die schnelle Serienaufnahme der Kamera gute Dienste geleistet. Wenn ich das rein manuell und mit Einzelaufnahme hätte machen sollen, wäre da nie was Interessantes bei rumgekommen… So oder so freut es mich natürlich, wenn Dir das Foto gefällt!

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    1. Danke, Oliver! Ja, man fasst sich unwillkürlich in die Seite und guckt, ob auch wirklich noch alles heile ist, oder? Und ob sich nicht gerade eine Raubmöwe drin festbeißt…

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