Waren Sie schon mal im Gefängnis? Hoffentlich nicht. Es sei denn, Sie haben den Schlüssel.
Im Rahmen eines künstlerischen Erinnerungsprojektes durfte ich das ehemalige Stasi-Gefängnis in Bautzen sehr genau kennen lernen. Eines Tages bekam ich den Schlüssel des Gefängnisses und durfte gemeinsam mit einem Kollegen einen ganzen Abend und Teile der Nacht allein im Gefängnis verbringen. Wir waren auf der Suche nach den Klängen des Hauses. Nebenher fotografierte ich in den seit Jahren verschlossenen Zellen und Funktionsräumen vom Dachboden bis zum Keller.

Bautzen II war ein Isolationsgefängnis. Zahlreiche Häftlinge wurden dort in Einzelhaft gehalten. Selbst die Hofgänge wurden allein absolviert. Ein ausgeklügeltes Ampelsystem sollte verhindern, dass sich Häftlinge auf den Gängen des Gefängnisses begegneten.

Die Häftlinge waren allein in der Zelle. Dennoch wurden sie abgehört. So lauschten die Häftlinge auf die Geräusche der Bewacher und der Welt außerhalb des Gefängnisses und die Bewacher auf die Lebensäußerungen ihrer Gefangenen.

In Bautzen II saßen vor allem Systemgegner, Spione, prominente Gefangene und andere politische Häftlinge der DDR. Von hier ging es oft nach einigen Jahren direkt in den Westen, wenn man nicht für den Rest des Lebens hier eingesperrt blieb.


Das Gefängnis lag mitten in einem Wohngebiet und kaum jemand wusste, worum es sich bei dem Gebäude eigentlich handelt.
Der Ort bot sich regelrecht dafür an, auch Bilder mit einer Retro-Kamera aufzunehmen.




Die Räume des Wachpersonals waren noch weitgehend unverändert. Es hingen sogar noch die Uniformen in den Spinden, Papiere lagen auf den Tischen und vertrocknete Topfpflanzen kündeten davon, dass hier seit Jahrzehnten niemand mehr die Räume betreten hatte.



Coole Reportage und cooler, total passender Bildlook!
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Das ist ein großartiger Artikel mit großartigen Fotos, Tom. Ich sage dafür herzlichen Dank!
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Ein toller Bericht! Die Retro Fotos gefafallen mir sehr!
LG Britta
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Tom, was für ein Beitrag! Deine Bilder verstärken das beklemmende Gefühl, welches man bekommt, wenn man deine Worte liest. Mir fällt es schwer, Wörter wie „Super“, „Klasse“ ect. für den Kommentar zu verwenden, da das Thema dafür zu ernst und mit zu viel Leid verbunden ist.
Danke dafür, dass Du uns Geschichten schreibst und Fotos zeigst, die nachdenklich machen und berühren.
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Hab mir eben den Artikel in aller Ruhe durchgelesen und Gänsehaut bekommen. Wirklich sehr interessanter Beitrag! Die Fotos bringen so viel Emotionen hervor. Wahnsinn!
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