Nun ist endgültig Sommer: kalendarisch, meteorologisch, und ganz einfach auch subjektiv-emotional. Hell, heiß, grell und laut ist diese Jahreszeit, einfach extrem. Oder?

Vielleicht nicht nur. Ich meine, der Sommer kann durchaus auch filigran sein, still, subtil. Unaufdringlich sozusagen. So wie die zarten Flügel einer gerade geschlüpften Libelle.

Sie ist in dieser Phase, direkt am Übergang in ihr adultes Leben, äußerst verletzlich. So ist sie gut beraten, sich während dieser ein, zwei Stunden bedeckt zu halten und keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Meinem suchenden Blick ist sie dennoch nicht entgangen, im Licht der Abendsonne am Ufer des Blindensees.

Schon bald wird sie sich mit ausgehärteten Flügeln in die Lüfte schwingen, in reißendem Flug akrobatische Manöver vollführen, in flirrender Luft nach anderen Insekten jagen und ihr kurzes, intensives Leben führen – immer rasant, immer extrem. Ganz wie ihre Jahreszeit, der Sommer.
2. Juli 2025
Sebastian Schröder-Esch
(www.schroeder-esch.de)
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