Neulich erzählte mir ein Bekannter, dass er Ärger mit einer Hundebesitzerin bekam, als er im Vorbeigehen ihren Hund fotografieren wollte. Die Begründung war, dass der Hund schließlich auch ein Recht am eigenen Bild habe.
Abgesehen davon, dass das Persönlichkeitsrecht für Hunde nicht gilt, zeigt sich hier eine Entwicklung, die in den letzten Jahren immer mehr zu einer Herausforderung für alle Fotografinnen und Fotografen geworden ist: das Fotografieren fremder Menschen und das Zeigen dieser Bilder in der Öffentlichkeit.

Natürlich kann man sich fragen, warum man überhaupt fremde Menschen fotografieren muss. Warum fotografiert man nicht seinen eigenen Hund, seine Familie oder perfektioniert sein Selfie? Warum riskiert man einen Konflikt mit einer fremden Person, wird im schlimmsten Fall sogar angezeigt und muss unter Umständen eine saftige Strafe zahlen?
Vielleicht sind es gerade diese Herausforderungen, die das Fotografieren auf der Straße so spannend und aufregend machen. Den Mut, den es braucht, eben nicht aus einem Versteck heraus zu fotografieren, sondern sich den Menschen und der Szene zu stellen und plötzlich mittendrin zu sein. Oft nur mit einem Lächeln oder einer kleinen Geste zu kommunizieren, aber auch die Reaktionen des Gegenübers zu deuten und zu respektieren.


Obwohl es uns die Technik heute immer leichter macht, gute Fotos zu machen und die Anzahl der aufgenommenen Bilder in den letzten Jahren enorm gestiegen ist, scheint es immer schwieriger zu werden, Datenschutz und künstlerische Freiheit in Einklang zu bringen.
Eine Variante bestünde darin, mittels künstlicher Intelligenz ein Bild generieren zu lassen, das nur aus synthetischen, also nicht realen Gesichtern besteht. Die Qualität dieser Ergebnisse ist absolut verblüffend (und zugleich erschreckend) und kaum von einer Fotografie zu unterscheiden. Damit wäre man datenschutzrechtlich auf der sicheren Seite, aber kann man hier noch von Fotografie sprechen?
Dieses Thema wird uns Fotografinnen und Fotografen, aber auch alle Medienkonsumenten in den nächsten Jahren sicher noch viele Überraschungen und wahrscheinlich auch ziemliche Kopfzerbrechen bereiten.
Eine andere Möglichkeit ist, tief in die fotografische Trickkiste zu greifen und mit einer künstlerischen Unschärfe zu arbeiten. Die Konturen und damit auch die individuellen Merkmale verschwimmen und trotzdem erkennt man schemenhaft die Umgebung und auch den Menschen.





Sich mit einem solchen Thema auseinanderzusetzen um es dann fotografisch umzusetzen, auf so eine Idee kommt man selten allein. Meine hier gezeigten Fotos sind das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit der Fototechnik der kroatischen Fotografin Olga Karlovac während einer Seminarreihe der Fotodozentin Petra Böttcher.
„Olga“ funktioniert übrigens auch in Farbe 🙂

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Liebe Steffi, für mich als aussenstehende Nicht-Fotografin ein sehr interessanter Artikel. Mir war bisher nicht bewußt, welchen Herausforderungen man als Fotograf gerecht werden muss. Die Entwicklung fotografischen KI ist zugleich faszinierend und beängstigend. Liebe Grüße, Elvira
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Liebe Elvira,
So groß sind die Herausforderungen nun doch nicht 😉 und ich könnte ja auch „nur“ Insekten, Vögel und Landschaften fotografieren und da gibt es eher wenig Probleme. (Es sei denn, ich fliege mit einer Fotodrohne über ein Naturschutzgebiet).
Liebe Grüße zurück, Steffi
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Hi Steffi. Tolle Fotos mal wieder. Echt klasse. Das Fotografieren ist tatsächlich eine Herausforderung aber wie du beschreibst nicht minder spannend. Ich finde die Unschärfe deiner Fotos besonders ansprechend. Das Thema KI ist für mich ein Reizthema, bin gespannt wo das noch hinführt. Dennoch denke ich unser Hobby kommt von Herzen und kann von keiner KI ersetzt werden. 🙂🙂🙂
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Genau Horst, so sehe ich das auch. Wir haben allerdings den Luxus, nicht von der Fotografie leben zu müssen. Wenn man jedoch mit dokumentarischer Fotografie seinen Unterhalt verdienen muss, dann sieht man das sicher mit anderen Augen.
Schön, dass Dir die Unschärfe gefällt. Ob das wohl auch mit Insekten funktioniert? 😉
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Hi Steffi. Das mit den Insekten müsste man mal ausprobieren, aber da tendiere ich eher zu knackscharf 🙂
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Faszinierende Bilder Steffi!
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Vielen lieben Dank, Michael!
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Hallo Steffi, tolle Bilder, die „Persönlichkeitsrechte“ excelent umgangen, ich bin bei euch Allen, wenn mit allem (Copter,KI usw) vernünftig umgegangen würde, bräuchten wir keine Gesetze. Wie bereits öfters gesagt ich bin überwiegend Filmer und da hat man noch ein paar gewaltige Probleme mehr (GEMA, Künstler, Producent usw.). Da bleibe ich lieber beim Thema Natur und mixe dann oft einmal die Musik selbst und da ist wieder KI hilfreich.
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Coole Bilder …. und eine kreative Lösung für da „Rechteproblem“
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Hallo Steffi! Fotografisch und künstlerisch einfach nur WOW!
Schön, daß Du Dein eigenes Herz und Dein eigenes Hirn einsetzt!
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Herzlichen Dank Oliver, für deinen netten Kommentar 🙂
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