Europa

Sie wirken wie Relikte aus vergangenen Zeiten: die bunten Wahlplakate für die kommende Europawahl am 9.Juni 2024. Das große Kleben hat begonnen und mit leuchtenden Farben, Porträts der Politprominenz und kurzen, knackigen Slogans wird um unsere Stimme geworben.
Die Wahlen zum Europäischen Parlament fallen in eine schwierige Zeit. Reformstau, Uneinigkeit, Rezession, wachsender Nationalismus und die russische Bedrohung an der EU-Außengrenze – das Bild der EU zeichnet sich düster und die Herausforderungen sind riesig. Leider tritt in diesem ganzen Schlamassel der europäische Gedanke und die Bedeutung der Gemeinschaft in den Hintergrund.

Szenenwechsel:
Dieses Jahr Anfang März in einer Kleinstadt im Osten Polens (Titelbild) : 
Während einer Autofahrt zum Biebrza-Nationalpark bleibt mein Blick an einer Gruppe von Menschen hängen, die sich auf der Gegenfahrbahn auf uns zu bewegt. Zuerst halte ich sie für Wanderer, doch als sie näher kommen, höre ich gleichförmige Schritte auf dem Asphalt, und aus den Wanderern werden Soldaten, die mit ernster Miene dicht an unserem Auto vorbeimarschieren.

Ich bin in der Ära des Kalten Krieges aufgewachsen, einer Zeit, die geprägt war von der Angst vor einem Atomkrieg und der Unsicherheit über die Zukunft. Die Begegnung mit den Soldaten nahe der weißrussischen Grenze hat mir wieder vor Augen geführt, wie wichtig der Zusammenhalt der europäischen Länder für unsere Sicherheit ist. Der Gedanke, dass diese polnischen Soldaten und Soldatinnen im Ernstfall unsere Freiheit und Sicherheit verteidigen müssen und im schlimmsten Fall sogar ihr Leben dafür geben, lässt mich nicht mehr los. Gerade im Hinblick auf die Gräueltaten der Deutschen in Polen während des Zweiten Weltkrieges wird deutlich, welch unglaubliche Entwicklung unser Kontinent in den letzten Jahrzehnten genommen hat.

Jedes Land für sich wird keines der großen globalen Probleme alleine lösen können, auch wenn das manche Parteien vollmundig versprechen. Wir brauchen diesen Zusammenschluss der Länder, denn ein zunehmender Nationalismus wird alles nur noch schlimmer machen.
Die EU als Institution macht es uns oft nicht leicht, sie zu verstehen, und es gelingt ihr nur selten, unsere Herzen zu gewinnen. Auch die Parteien haben ihren Anteil daran, dass viele Menschen unentschlossen sind, wo und ob sie überhaupt am 9. Juni ihr Kreuz machen sollen.

Ich denke, Europa sollte es uns wert sein, zur Wahl zu gehen und den demokratischen Parteien eine Stimme zu geben!


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Veröffentlicht von Stefanie

Der Reiz der Fotografie ist für mich nicht nur das Handwerk, viel spannender ist das Kopfwerk.

3 Kommentare zu „Europa

  1. Vielen Dank liebe Stefanie daß Du Deine bewegenden Gedanken mit uns teilst!

    Bei all den Sorgen, die uns die an den verschiedensten Stellen bodelnden Krisen machen, traue ich mich kaum, Dein gleichermaßen bewegendes und bewegtes Bild aus fotografischer Sicht zu würdigen…

    Gefällt 1 Person

    1. Danke Oliver, für deinen Kommentar!
      In diesem Beitrag ist das Bild auch nur Beiwerk um den Text zu unterstützen, meistens ist es ja eher umgekehrt.
      Aber schön, dass du dich getraut hast auf das Thema zu antworten, schon das ist heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr.

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