Der Februar steht vor der Türe, und bereits zum zweiten Mal findet kein Fasching statt. Was des einen Freud, ist des anderen Leid, grosses Leid. Aus eigener Erfahrung weiss ich, wenn man vom Karnevalsvirus infiziert ist und die fünfte Jahreszeit nicht ausleben darf, ja dann fehlt definitiv etwas. Es ist nahezu wie ein Jahr ganz ohne Weihnachten!
Früher „musste“ ich während der Fasnacht eine Woche Ferien nehmen, um ausgiebig am Narrentreiben teilnehmen zu können. Immer maskiert machten wir die Nächte zum Tag, sei es auf Maskenbällen wie auch beim munteren Treiben auf den Strassen und in den Gassen. Jedes Jahr gingen wir mit Herzblut an das Entwerfen und Nähen eines neuen Kostüms. Manchmal lange vorher geplant, aber nicht selten haben wir in den letzten 24 Stunden noch etwas auf die Beine gestellt.
Wie es wohl den Hauptdarstellern des Carnevale di Venezia gehen mag? Sie nähen sich ihre Kleider immer selber, fangen bereits im Sommer damit an und verbringen das halbe Jahr, die Kostüme mit viel Liebe zum Detail zu perfektionieren. Mit grossem Gepäck reisen sie in die Lagunenstadt, wo sie dann stolz ihre neuen Kostüme präsentieren. Eine immer grösser werdende Menge an Touristen und Fotografen treffen sich jedes Jahr pünktlich zum Karnevale auf der Piazza San Marco, bei der Kirche San Giorgio, auf der Treppe der Maria della Salute und in den vielen kleinen Gassen Venedigs.
Dieses Jahr wird es sehr ruhig sein, keine Touristen, kaum Fotografen, selbst die Venezianer bleiben mehrheitlich zu Hause. Wahrscheinlich gibt es einige Venezianer, welche froh sind, dass ihre Stadt endlich auch einmal zur Ruhe kommen kann und nicht von einer Horde Touristen überflutet wird.
…und wer weiss, hier oder dort wird vielleicht eine Maske durch die Gassen schleichen oder über die verwaiste Piazza San Marco laufen…

Selbst für die Zeit des Karnevals besteht noch die Hoffnung schöne Kostüme zu sehen und herzustellen.
Grüße von Michael aus Hamburg
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