Lichter der Nacht

Ich sitze gerade im Zug auf dem Weg in den Norden, von Basel über Hamburg nach Husum. So eine Zugfahrt einmal längs durch die Republik dauert doch einige Stunden, und ich möchte die Zeit nutzen, um ein gutes Buch zu lesen, etwas Musik zu hören und auch diesen Blogbeitrag zu schreiben 🙂

Thematisch passt das ganz gut zusammen, denn zu zwei von den drei Orten in diesem Beitrag bin ich mit dem Zug gefahren (was allerdings nicht immer ganz so reibungslos geklappt hat).

Turin – Frankfurt – Leipzig

Drei Städte, die wahrscheinlich nicht auf den Top-Listen der schönsten Städte Europas stehen. Turin verband ich immer mit FIAT, also mit Autos, Frankfurt kannte ich nur von einem Messebesuch und als Zwischenstopp am Flughafen, und Leipzig war für mich eine große Unbekannte. Ich hatte schon viel Schönes darüber gehört, aber für eine Städtereise hatte ich bisher dann doch eher die klassischen Ziele wie Hamburg, Paris, Lissabon etc. gewählt.

Nun also Turin (Anfang Mai), Frankfurt (Anfang Juni) und Leipzig (Anfang Juli). Ich besuchte die Städte nicht alleine, sondern mit verschiedenen Gruppen und Freunden, die aber alle eines gemeinsam hatten: Lust und Spaß am Fotografieren.

Nun ist das mit dem Fotografieren in Städten in diesen Monaten so eine Sache. Tagsüber ist es sehr warm mit grauslich hartem Sonnenlicht, und die stimmungsvollen Tagesrandzeiten sind sehr früh oder sehr spät. Das bedeutet recht lange Tage (und vor allem kurze Nächte!), oder man verzichtet auf die blaue Stunde und den Sonnenauf- und untergang. In der Natur – und Landschaftsfotografie wäre das ein No-Go, aber in Großstädten finde ich das gar nicht so dramatisch. Oft steht man sowieso gerade am falschen Standpunkt und es ist kein Hügel in Sicht, oder irgendein Hochhaus versperrt den Blick auf die untergehende Sonne.

In Turin hatten wir noch eine ganz andere „Herausforderung“. Anfang Mai fällt der Sonnenuntergang nämlich genau auf die Hauptessenszeit, d.h. wir hatten die Wahl zwischen stimmungsvollen Fotos der blauen Stunde oder einem leckeren italienischen Mehrgängemenü. Dass ich genau ein einziges Foto von Turin bei Nacht gemacht habe, lässt erahnen, für welche Variante wir uns entschieden haben.

Blick vom Monte Cappuccini, Turin

Glücklicherweise geht das Leuchten in den Städten auch weiter, wenn die Sonne schon längst verschwunden ist. Gerade in Frankfurt hatte ich das Gefühl, dass das Spektakel dann erst richtig losgeht. Je dunkler es wurde, desto mehr Lichter gingen an. Und obwohl Hochhäuser normalerweise nicht zu meinen Lieblingsmotiven gehören, muss ich sagen: Hat was! 😉

Skyline Frankfurt
Blick vom Hotel Lindner, Frankfurt

Durch die weitwinklige Perspektive und die sehr hohen Gebäude verzerren sich jedoch die Linien, und die Gebäude geraten fotografisch ins Kippen. Wenn das dann noch die EZB (Europäische Zentralbank) ist, die hier in Schieflage gerät, kann man schon mal über den unbeabsichtigten Bildwitz schmunzeln.

Rechts: EZB

Aber nicht nur spätnachts ist die Skyline der Hammer. Auch frühmorgens, wenn die Luft kühler und klarer ist und viel weniger Menschen unterwegs sind, entwickelt die Silhouette im morgendlichen Blau ihren ganz eigenen Reiz. 

Nun hat aber nicht jede Stadt eine so grandiose Kulisse zu bieten. 
In Leipzig gibt es jedoch einen Aussichtsturm (Panoramatower) von dem sich die Stadt sehr gut überblicken lässt. Allerdings sind die Gebäude relativ spärlich beleuchtet, was natürlich für die Umwelt gut, aber für die Nachtfotografie nicht so prickelnd ist.

Leipzig von oben
Blick auf den Hauptbahnhof

Das eigentliche Lichtspektakel findet aber meiner Meinung nach ganz woanders statt, nämlich auf dem Augustusplatz. Dort steht ein kreisrunder Springbrunnen, und wenn es windstill ist und auch die Fontäne abgestellt ist, kann man sich dort wunderbar fotografisch austoben.

Oper Leipzig
Gewandhaus Leipzig

So hat jede Stadt ihre ganz eigenen Lichter der Nacht, und vielleicht schlendere ich auch mal durch meine kleine Heimatstadt, um mich von ihren Lichtern überraschen zu lassen. Aber frühestens im Herbst und auch erst nach dem Abendessen 😉


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Veröffentlicht von Stefanie

Der Reiz der Fotografie ist für mich nicht nur das Handwerk, viel spannender ist das Kopfwerk.

10 Kommentare zu „Lichter der Nacht

  1. Hallo Stefanie,
    großes Kompliment zu deinem Blog „Lichter der Nacht“! Toll beschrieben und klasse fotografiert. Ich kenne alle drei Städte ziemlich gut, um so mehr weiß ich deine fotografische Leistung und deinen Blick fürs Motiv einzuordnen. Super!

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    1. Vielen Dank Hubert,
      es ist schon eine ganze Weile her, dass wir beide zusammen fotografisch durch eine Stadt gezogen sind, ich glaube es war 2019 in Marrakesh, oder? Verrückt, wie die Zeit vergeht.
      Aber man muss ja auch nicht immer in die Ferne schweifen 🙂
      Liebe Grüße Steffi

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  2. Hallo Stefani,die Städte Bilder und deine Beschreibung ; zu lesen es hat mir sehr getan.
    In Kapadokya momentan sehr heiß.
    Die Felsen strahlt die Hitze weiter.
    Ein einziger Kizilirmak(Rotenflus) kann nicht auffangen.
    Liebe Grüße aus Avanos.

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    1. Hallo Mustafa,
      Danke für deine Worte und ich hoffe, bei Dir ist es zwischenzeitlich nicht mehr ganz so heiß.
      Viele Grüße aus dem regnerischen, eher kühlen Schwarzwald.
      Steffi

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  3. Was für ein toller Beitrag Steffi. Die Aufnahmen sind echt der Hammer. Ich finde Nachtaufnahmen von Städten verbreiteten ein besonderes Flair. Echt klasse

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    1. Ja, gerade bei uns „Landeiern“ (das meine ich gar nicht abfällig) ist der Wow – Effekt wahrscheinlich noch um einiges größer, als bei Menschen, für die solche Großstadtlichter zum Alltag gehören. Allerdings freue ich mich nach ein paar Tagen im städtischem Trubel wieder auf die ländliche Ruhe zu Hause.
      Danke für deinen lieben Worte, Horst 🙂

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  4. Ui, wie schön! Herzlichen Glückwunsch zu dieser fotografischen Leistung. Du weisst, wie sehr mir blaue Stunde, Nachtaufnahmen und Light Painting gefallen… Super

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    1. Danke Martin 🙂 Ja, klar, weiß ich, wie sehr Du diese Art der Fotografie magst. Um so mehr freut es mich, dass Dir als Blaue- Stunde- Spezialist meine Fotos gefallen 🙂
      Liebe Grüße in den tiefen Süden Steffi

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  5. Auch ich habe jetzt endlich mal Deinen schönen Beitrag gelesen, Steffi – vielen Dank dafür! Hat viel Spaß gemacht, mit Dir auf diese virtuelle Reise zu gehen. Besonders freuen mich Deine Impressionen aus Leipzig, immerhin mal für knapp drei Jahre mein Wohnsitz und nach meiner Meinung eine ausgesprochen schöne, interessante und lebenswerte Stadt. Und was man dem Augustusplatz vielleicht nicht sofort ansieht: ohne ihn und die hier abgehaltenen, großen Montagsdemonstrationen im Oktober 1989 hätte die DDR nicht so ein schnelles Ende gefunden. Ein ganz wichtiger Ort in der deutschen Geschichte!

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  6. Hallo Steffi! Wow, echt beeindruckende Bilder, vielen Dank! Solche Bilder entstsehen nur dadurch, daß sich jemand – in diesem Fall Du – sich die Zeit nimmt, hinzuschauen, nochmal hinzuschauen, und dann, mit einem guten Auge und nach einigen Positionswechslen die Bilder zu machen, die so aussehen, als könnten sie gar nicht anders sein.

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