Vielfalt Aletsch – Teil 3

Es gibt kein schlechtes Wetter – nur falsche Kleidung! Hundebesitzer und Fotografen kennen diese ziemlich abgedroschene Redewendung nur zu gut. Das eigentliche Problem ist aber selten unpassende Kleidung, sondern eher der innere Schweinehund, welcher viel lieber gemütlich zu Hause bleiben würde.

Aber was bedeutet überhaupt „schlechtes Wetter“? Im Zusammenhang mit meinem Hobby verbinde ich damit eher die gleißende Sommersonne als den Regen. Da ein wolkenloser, blauer Himmel auf Fotos ziemlich unspektakulär ist, fand ich das, was Petrus uns am dritten Tag unserer Aletsch-Reise geboten hat, viel spannender – Dauerregen, Nebel, Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schnee!

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Ich selbst halte mich eigentlich für ziemlich wetterfest, aber auch ich hatte an diesem Tag, nach stundenlangem Regen, irgendwann die Nase voll, und meine Kreativität und Laune sank rapide. Alles war klatschnass, die Hände und Füße eiskalt und da freute ich mich nur noch auf trockene Kleidung und eine schöne Tasse Kaffee. Auch meine Mitstreiter hatten ihre Siebensachen längst eingepackt und waren schon auf dem Weg Richtung Hotel (oder eher Richtung leckerem Birnen-Walnuss-Kuchen 😉 )

Aber dann … die erste Schneeflocke, die zweite….

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Aus den einzelnen Flocken wurde dichter Schneefall, und schnell waren meine müden Beine und kalten Finger vergessen. Juhu! Ich konnte mein Glück kaum fassen – Schneefall im herbstbunten Aletschwald!

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Zum Glücksgefühl mischte sich aber auch ein Hauch Unsicherheit. Ich bin von Natur aus kein ängstlicher Mensch, aber meine innere Stimme (und mein leerer Handy-Akku) ermahnten mich, hier nicht alleine zurück zu bleiben, sondern mich schnurstracks auf den Rückweg zu machen. Ich wollte schon zusammenpacken, da hörte ich eine bekannte Stimme rufen: „Hallo Steffi, Du bist ja auch noch da!“

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Sebastian stand da, triefte genau so vor Nässe wie ich, und wir grinsten uns an. Beide waren wir uns einig, so eine Show können wir uns nicht entgehen lassen! Auch wenn meine Fotoausbeute an diesem Nachmittag eher bescheiden war, hatte ich selten so viel Spaß. (Auch wenn man mir dies vielleicht nicht ansieht 😉 )

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Nach etwas über einer Stunde ließ der Schneefall nach und Nebel zog auf. Die Landschaft hatte plötzlich einen neuen Zauber, aber die Akkus (unsere und die der Kameras) waren leer, und es war Zeit aufzubrechen.

Dieser Nachmittag war mein persönliches Reisehighlight. Diese Stimmung und auch das Wetter vergisst man nicht so schnell, einen Sommertag mit wolkenlosem, blauem Himmel schon eher.

Sebastians Eindrücke und seine Umsetzung in Schwarzweiß findet ihr in seinem Beitrag Vielfalt Aletsch – Teil 2 .


Veröffentlicht von Stefanie

Der Reiz der Fotografie ist für mich nicht nur das Handwerk, viel spannender ist das Kopfwerk.

Ein Kommentar zu “Vielfalt Aletsch – Teil 3

  1. Die Atmosphäre an diesem ungewöhnlichen, ja spektakulären Nachmittag im Aletsch-Wald gibst Du mit Worten und Bildern ganz vortrefflich wieder – vielen Dank dafür! Es ist eine sehr eindrückliche Erinnerung, die ich ebenfalls nicht missen möchte

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