An den letzten beiden Sonntagen war ich in Kaiserstuhl, Tuniberg und Mooswald unterwegs. Die Natur hat mich eingeladen, den Übergang vom Winter zum Frühling mitzuerleben.
(für alle Nicht-FreiburgerInnen: Der Kaiserstuhl ist ein mittlerweile überwiegend für den Weinbau genutzer, erloschener Vulkan westlich von Freiburg. Der Tuniberg – auch voller Wein – liegt östlich davon und von da aus Richtung Freiburg im Breisgau fängt dann bald der Mooswald an)


Während ich also erst von oben runterschaue, dann hinkniee, schließlich auf dem Bauch liege und immer tiefer in das Leben um mich herum eintauche, bin ich zunehmend fasziniert von den Wundern, die ich wieder mal hautnah miterleben darf.
Zwischen Schneeflocken und vertrockneten Pflanzen taucht mit frischem Grün ganz sachte neues Leben auf. Schneeglöckchen blühen mutig gegen die Kälte an und motivieren die Narzissen, sich auch startklar zu machen. Neben einem trockenen Blatt vom letzten Jahr blinzeln vorsichtig neue Blattspitzen aus ihren Knospen. Erste Blüten an den Büschen hoffen darauf, daß auch die Bienen bald wieder unterwegs sind. Aus kleinen Knospen explodieren förmlich neue Blätter und ich frage mich, wie die vorher eigentlich in die Knospe gepaßt haben.

Was da auf den ersten Blick so selbstverständlich daherkommt (Schneeglöckchen? Ja natürlich, es ist ja schließlich März), erscheint mir, je tiefer ich eintauche und zu verstehen versuche, immer unbegreiflicher und Wunder-voller.






Und während ich so staunend berührt werde vom neu erwachenden Leben um mich herum, steigen Fragen in mir auf:
Warum fühle ich mich eigentlich immer als Betrachter, der von außen auf die Natur schaut? Durchaus erfreut, bewegt und dankbar. Aber immer getrennt und von außen. Als wäre die Natur eine Welt für sich und ich gehörte einer anderen Welt an.
Liegt darin nicht ein großer Teil der Probleme, die wir uns und der ganzen Welt gerade machen?
Was passiert, wenn ich endlich verstehe, daß ich zuallererst ein Stück Natur bin? Ein Tier wie die anderen Tiere auch? Und daß ich als Mensch auf die anderen Lebewesen um mich herum dringend angewiesen bin?
Umgekehrt allerdings kämen die anderen Lebewesen auf dieser Welt sehr wahrscheinlich auch ohne den Menschen ziemlich gut zurecht. Mindestens …

Danke Oliver fürs mitnehmen in den aufkommenden Frühling. Du wirst lachen, deine Fragen habe ich mir auch schon öfter gestellt. Schöne Fotos und Artikel. Merci
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Lieber Horst, gerne habe ich Dich digital mitgenommen und freue mich noch mehr, mit Dir mal physisch auf Tour zu gehen!
Und, es ist leider mehr zum Weinen als zum Lachen, daß wir um die Frage der Entfremdung vom Menschen zur Mitwelt nicht herumkommen.
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Herzlichen Dank für Deinen Artikel, Oliver! Da hast Du ja einen tollen Moment erwischt mit dem Schneetreiben, und natürlich klasse eingefangen. Irgendwie schafft es Dein Artikel, dass man freudig und wehmütig zugleich ist – Freude über den bevorstehenden Frühling und das Wiedererwachen des Lebens in „der Natur“, gleichzeitig aber auch die Wehmut über die Abspaltung. Dass diese Trennung zu ganz viel Übel im Umgang der Menschheit mit ihrer natürlichen Umwelt ist, steht für mich völlig außer Frage. Interessant: schon der Begriff „Umwelt“ suggeriert ja, dass es zwei Welten gibt…
(Einziger Änderungsvorschlag zu Deinem Post: eine zusätzliche geographische Einordnung für all die Nicht-Freiburger/innen in unserem Lesepublikum?)
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Lieber Sebastian, na ja, man muß schon einigermaßen verrückt sein, um mitten im Schneetreiben glücklich mit der Kamera in den kalten Händen auf dem Bauch zu liegen 😉
Um dann gelich wieder unglücklich zu werden, wenn man darüber nachdenkt, wie absurd das alles ist ;-(
Und, danke für Deinen Hinweis, da war ich wieder total betriebsblind. Eben habe ich ein bißchen geographische Einordnung nachgereicht.
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