sogesehen – Monatsfoto Dezember

Der Volksmund weiß Bescheid: Man soll die Feste feiern, wie sie fallen! Das gilt ganz sicher inzwischen auch für die Jahreszeiten, und ganz besonders für den Winter.

Selbst im Mittelgebirge sollte man nicht allzu viel darauf wetten, dass „er“ kommt – der Schnee, der Frost, der Eindruck klarer Kälte und ruhender Natur. Das lehrt die Erfahrung der letzten fünfzehn, zwanzig Jahre, auch im Schwarzwald.

Aber wenn „er“ dann doch plötzlich da ist, und sei es unerwartet früh (so wie dieses Jahr), dann sollte man schnell handeln. Alles stehen und liegen lassen, warm anziehen, raus aus den vier Wänden, ins Freie! Mit allen Sinnen die besondere Stimmung aufsaugen und genießen.

Das nächste Tauwetter kommt bestimmt, und mit ihm der Matsch, der Schlamm, der Wind, der trübe Himmel.

Dann kann man aber immer noch von einem wunderbaren Wintergefühl zehren, und war es auch noch so kurz.

12. Dezember 2025
Sebastian Schröder-Esch

Blick nach Osten

Goldener Oktober, tolles Wetter, ein fantastischer Blick über eine herbstlich gefärbte Landschaft – kurzum: alles Zutaten für einen stimmungsvollen Morgen mit jeder Menge guter Laune.

Doch dieses Mal funktionierte das nicht – im Gegenteil. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, denn da vorne, nicht einmal zehn Kilometer von meinem Standort entfernt, verlief die polnisch-ukrainische Grenze.

Knapp vier Wochen liegt meine Reise nach Ostpolen nun zurück, und der Besuch des Tatarenhügels nahe der Stadt Przemyśl gehörte sicherlich zu einem der bewegendsten Momente.

Zu wissen, dass nur ein paar Autominuten entfernt Menschen Angst um ihr Leben, ihre Liebsten und ihre Zukunft haben, während man selbst in Sicherheit ist und sich sogar eine Urlaubsreise gönnt – das ist mir nur schwer aus dem Kopf gegangen und musste ich erst einmal verdauen. 

Es war meine zweite Gruppenreise in unser östliches Nachbarland, die auch dieses Mal von Blogkollege Sebastian und seinem Freund Paweł organisiert wurde. Nachdem wir letztes Jahr Warschau und die Nationalparks Biebrza und Białowieża besucht hatten, standen dieses Jahr Krakau und Przemyśl auf dem Programm.

Die ersten Tage in Krakau waren gut gefüllt mit einer Mischung aus Stadtbummel, Sightseeing und Informationen über die Stadt und ihre Geschichte.

Aber: Wenn man als deutsche Gruppe nach Polen reist, dann ist das immer auch eine Reise in die gemeinsame Vergangenheit, und die Themen sind oftmals keine leichte Kost. So hatten wir dieses Mal unter anderem eine beeindruckende Begegnung mit einer Holocaust-Zeitzeugin, welche uns einen Nachmittag lang über das schreckliche Schicksal ihrer Familie erzählte. Nach einem solchen Gespräch kann man nicht einfach zur touristischen Tagesordnung übergehen, deshalb kombinierten wir es mit einem Besuch auf dem jüdischen Friedhof im Stadtteil Kazimierz.

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Knapp drei Zugstunden von Krakau entfernt, im äußersten Südosten Polens, liegt Przemyśl.

Foto: Sebastian Schröder-Esch
Blick aus dem Hotelfenster

Der 60.000 Einwohner zählende Ort liegt nah an der ukrainischen Grenze und ist ca. 90 km von Lwiw (Lemberg) entfernt. Er ist Zielort vieler vor dem Krieg flüchtender Menschen.

Während der polnische Staat an der Grenze zu Belarus mit harter Hand gegen Flüchtlinge vorgeht, hat die Stadt Przemyśl im Gegensatz dazu Tausende Hilfesuchende aus der Ukraine aufgenommen. Eine Ausstellung im Ukrainischen Haus mit Zeichnungen ukrainischer Flüchtlingskinder ließ uns erahnen, welche schrecklichen Dinge diese kleinen Menschen erlebt haben müssen – auch wenn ich den Text dazu nicht lesen konnte.

Aber auch hier (wie auch in vielen anderen Staaten) kippt die Stimmung in der Bevölkerung, und die Bereitschaft, Geflüchteten zu helfen, nimmt immer mehr ab.

Wenn es nur so einfach wäre…

Weitere Beiträge von Sebastian und mir aus Polen findet ihr hier.

sogesehen – Monatsfoto November

November – der Herbst geht so langsam in den Winter über. Nun ja, vielleicht nicht unbedingt im südbadischen Flachland, aber im Oberengadin auf 1800 Metern über dem Meer war es letzte Woche bereits so weit. Die warmen Herbstfarben waren noch präsent durch die gelb leuchtenden Lärchen, aber über Nacht fiel bereits eine hauchzarte Schicht Schnee, die zumindest auf dem felsigen Untergrund liegenblieb. Dieser Übergang von warmen zu kalten Farben macht das Besondere des Fotos aus, übrigens ganz ähnlich wie beim letzten Monatsfoto von Sebastian.

Mit dem Weitwinkelobjektiv sieht man die gesamte Umgebung mit dem Silsersee im Vordergrund und dem bereits von der Sonne beschienenen, 3170 Meter hohen Piz Lagrev im Hintergrund. Das Monatsfoto ist ein kleiner Ausschnitt an der rechten Bergflanke.

Was für ein herrlicher Morgen!

Bergbewohner

Am Anfang war das Murmeltier.

Genauer gesagt: Sebastians Besuch bei den „Murmeli“ von Saas-Fee im Sommer des vergangenen Jahres, die ihm (also mir) unmittelbar Lust auf eine Wiederholung machten. Schließlich kann man nie genug Murmeltiere aus der Nähe sehen, das ist eine klassische Binsenweisheit. Also trommelte er/ich ein Grüppchen Leute zusammen, und wir fuhren an einem Juli-Wochenende ins schöne Wallis. Die Sorge vor zu großer Hitze erwies sich als komplett unbegründet – auf über 2.400m Höhe konnte man schon froh sein, dass der Niederschlag in flüssiger Form vom Himmel kam und nicht als Schnee… Aber wir wollen uns nicht beklagen.

Zum Glück sind Murmeli recht kälteresistent, und so waren uns zweibeinigen Besuchern großartige Begegnungen vergönnt.

Ich (Henning) kann Sebastian nur beipflichten, von Begegnungen mit Murmeltieren kann man tatsächlich nicht genug bekommen. Bisherige fotografische Annäherungen meinerseits waren bisher mit „ganz nett“ zu bewerten. Wir waren sehr gespannt: würden wir den Tieren wirklich so nahe kommen, wie von Sebastian angekündigt? Und wieviele Mitmenschen hätten das gleiche Ziel?  Gleich vorab: es war großartig! Ob Porträtfotos oder mit Einbindung von Landschaft, ob ruhige Momente oder knallharte Action – alles war geboten.

Eine erste Annäherung konnten wir bereits nach wenigen Gehminuten außerhalb des Ortes erleben. Einige Tiere zeigten sich, naschten unsere mitgebrachten Erdnüsse und posierten vor ihren Bauten. Noch mehr begeisterte Touristen wie wir versammelten sich drumherum.  Ein schöner Auftakt mit ein paar gelungenen Porträtfotos, aber das Mengenverhältnis Mensch/Tier war nicht ideal…

Also: nichts wie rauf zur Bergstation Spielboden, ganz bequem mit der Bahn. Gestärkt nach einem Mittagessen konnten wir etwas abseits zunächst eine Gruppe Steinböcke beobachten. Dazu später mehr. Letztlich war dies eine ideale Überbrückung zum späteren Nachmittag, bis sich die anderen Besucher nach und nach auf den Rückweg machten. Nachdem die letzte Bahn zu Tal gefahren war, stimmte so langsam auch das Verhältnis Tier/Mensch und wir hatten nun perfekte Bedingungen zum Fotografieren.

Meine absoluter Lieblingsszene, die ich beobachten durfte, waren zwei Jungtiere, die vor meinen Augen einen Ringkampf ausfochten. Das Ganze war in wenigen Augenblicken wieder vorbei, aber zum Glück konnte ich den Moment festhalten!

Während Henning ein gutes Auge für die Actionszenen hatte, saß ich (jetzt: Stefanie)  gemütlich auf einer Wiese und beobachtete das Treiben der Murmeltiere. Rein in den Bau, raus aus dem Bau – überall wuselten die Murmeli um mich herum. Bei der Suche nach Möhren und Erdnüssen kamen sie immer näher. Kurz hatte ich überlegt, eines zu streicheln, aber die großen gelben Zähne und die Tatsache, dass es sich um Wildtiere handelt, hielten mich dann doch davon ab.

Eine Frage sei nicht verschwiegen, die so manches unserer Gespräche bestimmt hat: Was ist vom Füttern von Wildtieren zu halten? Oder anders gefragt: Sind diese Murmeli überhaupt noch als Wildtiere anzusehen, wenn sie doch derart gewöhnt („habituiert“) sind an die Anwesenheit des Menschen und seiner Erdnuss-Vorräte?

Wir glauben nicht, dass man hier zu einer abschließenden, allgemeingültigen Haltung gelangen kann, und wenn man noch so lang reflektiert und diskutiert. Tatsache ist, dass die Tiere augenscheinlich kerngesund sind und sich auch artgerecht verhalten – vor Greifvögeln am Himmel wird gewarnt, ebenso vor Hunden (insbesondere den nicht angeleinten), und es wird ausgiebig an den rund um die Baue wachsenden Kräutern geschnuppert und genascht. Nur eben faktisch ohne Scheu vor uns Menschen.


Soviel zu den Säugetieren OHNE Hörner. Denn es gab noch ein Bonus-Programm: Als wären wir nicht schon ausreichend bedient mit den großartigen Fellsäckchen auf dem Spielboden, zeigten sich plötzlich mehrere männliche Steinböcke. Man hatte schon mal irgendwo aufgeschnappt, dass sich diese zu sogenannten „Junggesellenherden“ zusammenschließen. Aber einen solchen Trupp aus nächster Nähe bewundern zu dürfen, das ist noch mal eine ganz andere Sache. Dass die ganz alten Böcke hier nicht dabei sind, sondern lieber ihrer eigenen Wege gehen – geschenkt. Wir waren jedenfalls fasziniert durch den Anblick dieser imposanten und kein bisschen menschenscheuen Bergziegen.

Solche Überraschungen liebe ich (jetzt: Henning) ! Die Murmelis waren ja sozusagen „safe“ – der Anblick praktisch garantiert. Die Steinböcke haben wir nicht erwartet – und schon gar nicht in der Anzahl!

Wirklich schön auch, dass sich die Tiere uns genähert haben und sozusagen freiwillig unseren fotografischen Eifer über sich ergehen ließen.

Ein besonderer Moment war, als sich zwei Tiere ein kurzes Gefecht lieferten. Erst richteten sie sich auf, standen sich praktisch bewegungslos gegenüber, dann ließen sie die Hörner aneinanderknallen. Meine Position war nicht optimal zu dem Zeitpunkt, der Kontrast zur dahinterliegenden Felswand zu gering, aber Hauptsache, wir durften diesem Spektakel beiwohnen!

Auch ich (Stefanie) hatte noch nie eine solche Steinbockherde gesehen und war genauso beeindruckt wie Sebastian und Henning. Wir drei versteckten uns gemeinsam hinter einem Stein, um die Tiere möglichst wenig zu stören, aber trotzdem nah dran zu sein.

von links nach rechts: Henning, Sebastian, Stefanie (Foto: Christiane)

Die Tiere standen nur wenige Meter von der Bergstation entfernt in einer Landschaft, die von Leitungen, Seilbahnstützen und Absperrzäunen durchzogen ist. Der Blick ins Tal ist ebenfalls von menschlichen Einflüssen geprägt, was ich als einen interessanten Kontrast zur Bergwelt auf fast 2500m Höhe empfand.

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Derartige Begegnungen in nächster Nähe lassen einen doch glatt das ungastliche Wetter vergessen. Und die Aussicht auf einen steilen Abstieg zurück ins Dorf.


Übrigens gab es während unserer Wanderung auch gefiederte Wesen zu bestaunen. Zugegeben, sie waren nicht ganz im Fokus unseres Ausflugs in die Bergwelt von Saas-Fee, aber wenn sie schon mal da sind…

Alpenbraunellen (die etwas größeren Verwandten unserer Heckenbraunellen) sieht man schließlich auch nicht alle Tage, schon gar nicht außerhalb der Alpen, und erst recht keine gerade flüggen Jungvögel!

Etwas erschöpft wirkt er, der Altvogel zur Linken. Kein Wunder, wird er doch von der jungen Brut tagein, tagaus pausenlos angebettelt. Aber wenn die Pflicht ruft, zieht man halt nochmal los und organisiert Futter für den gierigen Nachwuchs.

Wohl bekomm’s!


Wie man sieht, war uns ein prall gefüllter (wenn auch wenig sommerlicher) und vor allem tierreicher Ausflug in die Walliser Alpen vergönnt, der keine Wünsche unerfüllt ließ. So war es gedacht, und so macht es Lust auf eine Fortsetzung.

Wer kommt beim nächsten Mal mit?

16. Oktober 2025
Henning Hefner, Stefanie Röschke, Sebastian Schröder-Esch

sogesehen – Monatsfoto Oktober

Der beginnende Herbst als Zeit der Gegensätze. Diese sind es doch nicht zuletzt, die das Leben interessant machen, oder?

Das sagt sich natürlich leicht, wenn man ganz bequem und warm am Rande eines sonnenbeschienenen Wiesenhangs in den Schweizer Voralpen sitzt und über die Kante auf die gegenüberliegende schattige Felswand schaut.

Gegensätze und Vielfalt, schnelle Wechsel, auch im zeitlichen Verlauf. Weniger als einen halben Tag später eine weitere Aufnahme, Luftlinie keinen Kilometer entfernt – die Rücken der Churfirsten vor dem ersten Licht des Tages.

Letztlich geht es doch darum, offen zu sein und zu bleiben für das, was uns umgibt, und das Staunen nicht zu verlernen. Oder hat jemand eine andere Empfehlung?

1. Oktober 2025
Sebastian Schröder-Esch
(www.schroeder-esch.de)

Bike’n’Photo: Eine Fototour von Riehen bis in den Südwesten durch Basels Quartiere

Für mich als Zugezogenen im Dreiländereck übt die Stadt jenseits der Grenze einen großen Reiz aus, und so „erfahre“ ich wortwörtlich nach und nach immer wieder neue Quartiere. Im Frühjahr bin ich bereits für einen Blogbeitrag mit Bike und Foto in Basels Norden unterwegs gewesen, für diesen Beitrag konnte ich mich einfach nicht für eine bestimmte Ecke entscheiden, und so erstreckt sich die Route von Riehen über die Wettsteinbrücke ins Bankenviertel und weiter zum Park im Grünen. Am Ende bin ich noch am Auhafen in Muttenz gelandet. Na gut, auch diesmal sind die Fotos nicht an einem Tag entstanden. Ich bin ja schließlich öfters in der Stadt unterwegs 😊. Auch dieses Mal spare ich bekannte Sehenswürdigkeiten aus.

Ich schwinge mich also in Lörrach in den Sattel und durchquere zunächst Riehen. Wer hier bereits einen schönen Blick auf Basel genießen möchte, muss sich nicht bis Chrischona hinaufquälen, sondern steuert den Wenkenhof an. Dort befindet sich auch das Denkmal Wenkenrössli. Man muss dem Pferd dabei nicht zwangsläufig durch die Beine schauen für einen Blick über Basel auf die Roche-Türme.

Im Anschluss kann man es bergab rollen lassen. Bevor es über den Rhein geht, schaue ich noch in der Paracelsusstraße vorbei. Dort liegt eine kleine Backsteinhaussiedlung – man fühlt sich eher nach Norddeutschland versetzt. Wären da nicht schon wieder die Roche-Türme im Hintergrund…

Wenige Minuten später bin ich bereits am nächsten Fotostop angelangt. Das Warteck, ein ehemaliges Brauereigebäude, ist mittlerweile Heim für verschiedene Kultureinrichtungen und Gastbetriebe. Vor allem fällt die eigenwillige Außentreppe auf. Diese kann man auch hinaufsteigen und hat wiedermal einen schönen Rundumblick.

Die Fahrt über die Wettsteinbrücke bietet vor allem eine schöne Sicht auf das Münster. Im letzten Jahr konnte man von dort noch einen Blick durch ein Kaleidoskop werfen, das so manches Motiv auf den Kopf gestellt hat. Bei meinem letzten Ausflug stand es leider nicht mehr an seinem Platz.

Vorbei am Kunstmuseum geht es Richtung Bankenviertel, wo es betriebsam zugeht. Die Fußgänger eilen über die Straße. Durch die Spiegelung wirkt das Gebäude der CIC Bank eher wie ein in Scheiben geschnittener Rundturm. Die Taxis warten vor dem SBB auf Kunden.

Etwas versteckt liegt der Picassoplatz, der ein besonderes Fotomotiv zu bieten hat. In einem öffentlichen Gebäude befindet sich ein äußerst fotogenes, hellgrün gestrichenes Treppenhaus. Neben dem Radfahren ist nun also Treppensteigen angesagt, um die beste Perspektive zu finden.

Weiter geht es vorbei an vielen Gleisen und dem Sportpark St. Jakob hin zum Park im Grünen, wo schon von weitem der Seismosaurus grüßt. Dieses gigantische Exemplar steht dort zur Freude großer und kleiner Dino-Fans. Er dient aber auch der ein oder anderen Gans als Ausguck.

So viele Kilometer waren es bisher nicht, also mache ich noch einen Abstecher in das Industriegebiet Auhafen, das bereits zu Muttenz gehört. Hier reihen sich schier endlos Tanks für verschiedenste Brennstoffe aneinander.  Langweilig? Mir gefällt’s: Im hellen Schein der Sonne sind besonders die Schattenspiele durch die Außentreppen ein schönes Motiv.

Damit geht auch meine zweite Tour durch Basel zu Ende. Für mich heißt es jetzt nochmal richtig Schwung aufnehmen und zurück nach Lörrach zu düsen.

sogesehen – Monatsfoto September 2025

Der September ist für mich als bewegungsfreudigen Outdoor-Fan eine schöne Zeit – der Sommer neigt sich dem Ende zu, aber die Wandersaison geht erst richtig los! Wer die herrliche Stimmung am Abend und am Morgen in den Bergen erleben will, übernachtet am besten auf einer Berghütte. So mache ich es auch und verbringe Jahr für Jahr zumindest ein langes Wochenende mit Freunden in einer solchen. Mangelnder Komfort und nächtliche Nebengeräusche nehme ich gerne in Kauf, und die zweite Nacht schläft es sich meistens schon viel besser 😊!

Dieses Bild entstand bei der Drei-Zinnen-Hütte in Südtirol. Tagsüber herrscht dort großer viel Trubel, die berühmte Aussicht auf die Zinnen ist ein großer Anziehungspunkt, der nahgelegene Parkplatz auf der anderen Seite der Zinnen trägt auch dazu bei. Aber am Morgen gegen halb acht herrschte noch Ruhe, nur ein erster Wanderer machte sich bereits an den Aufstieg zum Paternkofel. Diesen Gipfel haben wir kurz danach auch selbst in Angriff genommen.

Schaumgeborene

Nun gut, bei der Geburt war ich nicht zugegen. Aber als ich sie gesehen habe, war jede Menge Schaum im Spiel. Oder halt Gischt. Und von der Schönheit her können sie es allemal mit Aphrodite aufnehmen!

Ich rede von den Großen Tümmlern (Tursiops truncatus, engl. bottlenose dolphin, frz. grand dauphin), die ich gestern im Mittelmeer beobachten durfte. Wahrhaft großartige Tiere!

Wie an vielen touristischen Orten an den Küsten unserer Meere, gibt es auch in Südfrankreich organisierte Touren zur Beobachtung der Meeresfauna – so auch ins „Königreich des Großen Tümmlers“ (le royaume du Grand Dauphin), wie sich meine gestrige Tour nicht ohne Pathos bezeichnete.

Der Veranstalter spricht stolz von einer einhundertprozentigen Erfolgsquote bei den diesjährigen Touren. Und dies ganz ohne Tricks zum Anlocken der Tiere, und mit dem gebotenen Respekt vor dem Bedürfnis nach Ruhe und Distanz. Wenn das Boot sich ruhig verhält, kommen die Delfine im Prinzip von ganz alleine herbeigeschwommen, um das unbekannte Schwimmobjekt zu inspizieren.

Wer in aller Welt braucht bei solch atemberaubenden Begegnungen in der freien Natur noch „Delfinarien“ oder einen ähnlichen Schwachsinn? Tiere in ihrem Lebensraum bei ihren natürlichen Verhaltensweisen zu beobachten, darum muss es doch gehen. Wer anderer Meinung ist, möge sich zu Wort melden!

28. August 2025
Sebastian Schröder-Esch
(www.schroeder-esch.de)

Schwarzes Gold

Gas oder Kohle? Diese Frage wird wiederkehrend jedes Jahr zur Sommerzeit hitzig und leidenschaftlich diskutiert – genauso wie die Frage, ob es die Bratwurst oder der quietschende Halloumi auf den Grillrost schafft.
Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, aber trotz der wachsenden Zahl an Gasgrill-Fans greifen die meisten von uns doch zur klassischen Holzkohle.

Praktischerweise gibt es diese in den meisten Supermärkten, sodass sie zusammen mit den restlichen Grillzutaten in den Einkaufswagen wandert.
Normalerweise achte ich ziemlich genau darauf, woher die Lebensmittel kommen, die auf meinem Teller landen. Über die Herkunft der Holzkohle, die ich beim Grillen verwende, habe ich mir jedoch noch nie wirklich Gedanken gemacht.
Nach allem, was man im Netz darüber lesen kann, wird Holzkohle in großen Fabriken industriell hergestellt. Nur etwa ein Viertel davon wird in der EU produziert. Der Großteil der Holzkohle stammt aus Ländern wie der Ukraine, Nigeria, Russland, Indonesien oder Paraguay, in denen z.T. Korruption, illegaler Holzeinschlag und Waldzerstörung weit verbreitet sind.

Doch auch im Hotzenwald, im südlichen Schwarzwald gelegen, hat die Holzkohleherstellung eine lange Tradition. Sie war ein wichtiger Baustein für die industrielle Entwicklung der Region. Heute wird das Handwerk der Köhlerei hier allerdings nicht mehr zum Broterwerb betrieben, sondern als Brauchtum gepflegt, um dieses immaterielle Kulturerbe zu erhalten.

So finden sich in der Gemeinde Dachsberg jedes Jahr Anfang August etwa 20 freiwillige Helfer und Helferinnen aller Altersklassen zusammen, um einen Kohlemeiler aus 23 Ster Buchenholz aufzusetzen und diesen zwei Wochen lang zu hegen und zu pflegen.

Das Holz darf nicht brennen, sondern nur kokeln. Der Meiler muss rund um die Uhr beobachtet und alle zwei Stunden von oben her verdichtet werden – eine anstrengende und mühsame Arbeit für Körper und Lunge. Wenn man sich zudem vor Augen hält, dass einige Leute extra Urlaub nehmen, um die Tages- und Nachschichten abzudecken, dann wird deutlich, mit welcher Ernsthaftigkeit man hier bei der Sache ist.

Nach ca. zwei Wochen ist es dann soweit, die Verkohlung ist abgeschlossen und der Meiler kann geöffnet werden.

Bevor es ans Verpacken geht, muss die Kohle erst vollständig abkühlen. Dass es dazu schon manche „feurige” Geschichte zu erzählen gibt, kann man sich denken.

Aber mit der Holzkohle kann man nicht nur Grillen, sondern auch allerlei Beschwerden lindern. Sie bindet Bakterien und Giftstoffe und wird gerne zur Behandlung von Durchfall eingesetzt. Und so werden aus dem tiefsten Punkt des Meilers ein paar Gläser für die Hausapotheke gefüllt.

Die 8 kg und 5 kg schweren Säcke mit Grillkohle sind abgepackt und stehen im benachbarten Festzelt zur Abholung bereit. Diese können nun bei der Gemeinde Dachsberg käuflich erworben werden. Die Gemeinde hat das Holz für den Meiler zur Verfügung gestellt und erhält es nun in Form von Grillkohle wieder zurück.

Die dreckige und schweißtreibende Arbeit ist vorbei, aber es wird noch Tage dauern, bis der letzte Ruß abgewaschen, der rauchige Geruch aus der Nase und aus den Haaren verschwunden und die ein oder andere Blase geheilt ist.

Vielen Dank an das Team der Brauchtumsköhlerei Dachsberg, dass ich euch über viele Stunden hinweg beobachten, mit Fragen löchern und natürlich auch fotografieren durfte!

sogesehen – Monatsfoto August 2025

Es ist Freitag | halb sechs Uhr morgens | ich habe Urlaub | die Sonne scheint | ich möchte ausschlafen | gerne noch zwei Stündchen | eine Amsel sitzt vor meinem Fenster | sie singt | sie singt schön | sie singt laut | sie singt und singt und singt | kann nicht mehr einschlafen | ich stehe auf.

Eine Stunde später | ich liege schon wieder | unbequem | im Naturschutzgebiet Wehramündung | ein junges Blässhuhn schimpft | was für große Füße!

Zwei Stunden später | die Sonne wärmt das Wasser | Nebel steigt auf | eine Schwanenfamilie zieht vorbei | friedliche Morgenstimmung | Alltag ganz weit weg.

Drei Stunden später | grelles Sonnenlicht | viele Fahrradfahrer | der leere Magen knurrt | Rückweg | STOPP! | Haubentaucher! | korrigiere: Haubentaucher mit Küken! 

200 Bilder später | glücklich | Danke, Amsel!

Weitere Beiträge von der Wehramündung findet ihr hier