Vielfalt Aletsch – Teil 3

Es gibt kein schlechtes Wetter – nur falsche Kleidung! Hundebesitzer und Fotografen kennen diese ziemlich abgedroschene Redewendung nur zu gut. Das eigentliche Problem ist aber selten unpassende Kleidung, sondern eher der innere Schweinehund, welcher viel lieber gemütlich zu Hause bleiben würde.

Aber was bedeutet überhaupt „schlechtes Wetter“? Im Zusammenhang mit meinem Hobby verbinde ich damit eher die gleißende Sommersonne als den Regen. Da ein wolkenloser, blauer Himmel auf Fotos ziemlich unspektakulär ist, fand ich das, was Petrus uns am dritten Tag unserer Aletsch-Reise geboten hat, viel spannender – Dauerregen, Nebel, Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schnee!

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Ich selbst halte mich eigentlich für ziemlich wetterfest, aber auch ich hatte an diesem Tag, nach stundenlangem Regen, irgendwann die Nase voll, und meine Kreativität und Laune sank rapide. Alles war klatschnass, die Hände und Füße eiskalt und da freute ich mich nur noch auf trockene Kleidung und eine schöne Tasse Kaffee. Auch meine Mitstreiter hatten ihre Siebensachen längst eingepackt und waren schon auf dem Weg Richtung Hotel (oder eher Richtung leckerem Birnen-Walnuss-Kuchen 😉 )

Aber dann … die erste Schneeflocke, die zweite….

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Aus den einzelnen Flocken wurde dichter Schneefall, und schnell waren meine müden Beine und kalten Finger vergessen. Juhu! Ich konnte mein Glück kaum fassen – Schneefall im herbstbunten Aletschwald!

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Zum Glücksgefühl mischte sich aber auch ein Hauch Unsicherheit. Ich bin von Natur aus kein ängstlicher Mensch, aber meine innere Stimme (und mein leerer Handy-Akku) ermahnten mich, hier nicht alleine zurück zu bleiben, sondern mich schnurstracks auf den Rückweg zu machen. Ich wollte schon zusammenpacken, da hörte ich eine bekannte Stimme rufen: „Hallo Steffi, Du bist ja auch noch da!“

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Sebastian stand da, triefte genau so vor Nässe wie ich, und wir grinsten uns an. Beide waren wir uns einig, so eine Show können wir uns nicht entgehen lassen! Auch wenn meine Fotoausbeute an diesem Nachmittag eher bescheiden war, hatte ich selten so viel Spaß. (Auch wenn man mir dies vielleicht nicht ansieht 😉 )

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Nach etwas über einer Stunde ließ der Schneefall nach und Nebel zog auf. Die Landschaft hatte plötzlich einen neuen Zauber, aber die Akkus (unsere und die der Kameras) waren leer, und es war Zeit aufzubrechen.

Dieser Nachmittag war mein persönliches Reisehighlight. Diese Stimmung und auch das Wetter vergisst man nicht so schnell, einen Sommertag mit wolkenlosem, blauem Himmel schon eher.

Sebastians Eindrücke und seine Umsetzung in Schwarzweiß findet ihr in seinem Beitrag Vielfalt Aletsch – Teil 2 .


Selbstzweifel und mein Weg zur „Heimatfotogräfin“

Wenn du zweifelst, schau nicht zur Bergspitze.
Schau ins Tal um zu sehen, was du schon alles geschafft hast.
(Christian Bischoff)

Vielleicht ist es hier auf unserem Blog mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass ich eine sehr emotionale und sensible Schreiberin bin. Anhand von meinen vorherigen Blogeinträgen lässt sich dies andernfalls vielleicht nachvollziehen. Ich habe mich deshalb dazu entschieden, euch von meinem Weg zur „Heimatfotogräfin“ zu berichten. Auch möchte ich auf diese Weise mit dem Beitrag klären, dass mir bei meinem Namen kein Schreibfehler unterlaufen ist (wurde tatsächlich schon öfters darauf aufmerksam gemacht:-)).  

Bevor ich drei Jahre zuvor meinen Mut fasste, einen eigenen Instagram-Account mit der „Heimatfotogräfin“ online zu stellen, zogen noch einige Monate ins Land. Der Grund dahinter? Selbstzweifel und ständig mit den Gedanken bei anderen. Was werden Bekannte wohl darüber denken? „Übertreibt sie nun völlig mit ihrer Selbstdarstellung? Die Bilder sind absolut langweilig und nicht der Rede wert!“ Diese und ähnliche Gedanken schwirrten mir im Kopf.

Als ich meine Selbstzweifel damals einem sehr guten Freund erzählte, konnte er es nicht nachvollziehen. Mit seinen aufmunternden Worten „Du bist die Gräfin unter den Fotografinnen“ saßen wir lachend beieinander. Die „Heimatfotogräfin“ wurde in diesem Moment also ins Leben gerufen und löste in mir sämtliche Emotionen aus: Heimatfotogräfin – nicht nur ein Name für meinen Account, sondern ein großer positiver Schritt für all meine bisherigen Selbstzweifel und Unsicherheiten.  Ihr wundert euch nun, weshalb es denn überhaupt Mut benötigt, seine eigenen Bilder online zu stellen? Für mich sind es nicht nur irgendwelche Bilder, sondern jedes einzelne Bild eine Herzensangelegenheit, eine Geschichte dahinter und ein Moment für die Ewigkeit.

Meiner Meinung nach ist eine Veröffentlichung von Bildern, Videos, Texten oder derart ähnlichem etwas sehr Emotionales. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir meine Kollegen/in hier auf unserem Blog diesbezüglich zustimmen. Mit meinen Aufnahmen möchte ich das Schöne im Leben widerspiegeln und euch die Welt durch meine Augen sehen lassen:

Nachdem ich nun voller Aufregung, begleitet von Unsicherheit und Vorfreude meinen Account ins Leben gerufen und erste Beiträge online gestellt hatte, wurde ich positiv überrascht. Die tollen Rückmeldungen, die lieben Kommentare, Nachrichten und all die schönen Begegnungen/Kontakte ließen meine Selbstzweifel ganz klein werden.

Heute, drei Jahre später, bin ich so unendlich dankbar und stolz, dass ich mich damals zu diesem Schritt ermutigen konnte. Was ich euch damit sagen möchte? Hört auf euer Herz, geht eurer Leidenschaft nach und steht vor allem zu euch selbst! All dies gelingt mir natürlich auch nicht täglich, aber sobald der „kleine Zweifler“ in mir wieder aufkommt, denke ich an all die schönen Momente. Es gibt schließlich schon bei jedem von uns genug Kritiker und Nörgler im allgemeinen Alltagswahnsinn, da müsst ihr nicht noch an euch selbst zweifeln…

Ach und natürlich eins noch: Ich danke euch von ganzem Herzen für all eure tatkräftige Unterstützung, welche mich noch mehr motiviert, meinem Herzen weiter zu folgen und der Leidenschaft nachzugehen!

sogesehen – Monatsfoto Dezember

Was haben der Schwarzwald und das Meer gemeinsam? Nun, auf den ersten Blick natürlich nichts, aber auf den zweiten Blick, bei einer bestimmten Wetterlage, kann man unseren Wald schon mit der stürmischen See vergleichen. Besonders dann, wenn der Wind zulegt und das Nebelmeer aufwirbelt, so dass es aussieht, als ob sich die Wellen auf hoher See brechen, wenn der Sturm das Wasser zum Tosen bringt.

Solch eine Wetterlage herrschte die letzten Tage. Die sogenannte Inversion. Wer mich ein wenig kennt, weiß, dass ich bei Inversion ganz elektrisch werde. Ich liebe den Nebel, der sich dabei in den Tälern bildet, wenn es aussieht, als ob unter mir ein weißes Meer wogt und sich die Nebelwellen an den Baumwipfeln brechen. Dann, genau dann muss ich mit meiner Kamera los, um zu fotografieren. Meistens kurz vor oder zum Sonnenuntergang, denn dann bringt die Sonne den Nebel zum Leuchten und seine Strukturen formen sich aus dem weißen Dunst. Es entstehen dabei zauberhafte Gebilde, die es gilt auf Foto festzuhalten. Jedes mal ein atemberaubendes Erlebnis.

Solltet ihr einmal die Gelegenheit haben, den Schwarzwald bei diesem Wetter besuchen zu können, geht auf die Höhenzüge und bestaunt das Nebelmeer, ich bin mir sicher dieser Moment wird euch genauso verzaubern wie mich.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine gute Zeit, bleibt gesund und vor allem, neugierig.


In der Rubrik „Monatsfoto“ stellt reihum jede/r von uns ein besonderes Bild vor und erzählt die dazugehörige Geschichte. Für den jeweiligen Monat dient es als Titelmotiv auf der Startseite. Eine Übersicht über sämtliche bisherigen Monatsfotos ist hier zu finden.

Emsauen

Eigentlich wären wir in dieser Woche auf Borkum gewesen, zum Abschalten und Runterfahren, wie jedes Jahr. Ich liebe diese Jahreszeit, da man in der Nebensaison die Ruhe und Natur genießen kann.

Leider fällt der Urlaub in diesem Jahr aus bekannten Gründen aus. Wir hätten zwar auf die Malediven fliegen können, aber Borkum ist verboten. Nun ja, wir tun ja alles, um uns und unsere Mitmenschen zu schützen.

Und warum dann nicht vor der Haustüre entspannen? Heute Morgen sind wir für unsere Verhältnisse früh Richtung Emsauen aufgebrochen. Ziel war es, den Sonnenaufgang in einem in Nebelschwaden eingehüllten Naturschutzgebiet zu erleben.

Nun weiß jeder Fotograf, dass man das Wetter nicht planen kann. Der Nebel war zwar da, aber nicht in der Ausprägung, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Und die Sonne ließ sich entgegen der Wettervorhersage gar nicht sehen. Dennoch möchte ich gerne ein paar Impressionen mit Euch teilen.

Auch in dieser grauen Jahreszeit lassen sich immer wieder ein paar Farbtupfer in der Natur entdecken. Das Wetter spielt dabei gar keine große Rolle.

Es war jedenfalls ein entspannter Start in den Tag. Und bestimmt scheint demnächst auch wieder die Sonne…

Stille.

Still ist es geworden. Damit meine ich nicht den Übergang in die leise Jahreszeit, sondern das Schweigen auf den Theater- und Musikbühnen, das Verstummen einer ganzen Branche.
Vielleicht ist Kunst und Kultur nicht systemrelevant, aber wenn sie fehlt, ist das Leben um vieles ärmer. Mir fehlt der Besuch einer Ausstellung und das Erlebnis, die Werke aus der Nähe betrachten zu können. Ich vermisse die kleinen, feinen Hautnah- Konzerte, die netten Gespräche im Nachgang und das tiefe Gefühl von Freude, von dem ich noch lange zehre.
Kunst und Kultur sind nicht nur zur Unterhaltung da, sie wecken Gefühle, erweitern den Horizont, regen zum Nachdenken an und stellen manchmal auch kritische Fragen.

Bald ist Weihnachten! Auch wir, das schweigende Publikum, haben es in der Hand, kulturelle Vielfalt zu unterstützen und somit bewahren zu können.

Das Beitragsbild zeigt die Band des Liedermachers, musikalischen Geschichtenerzählers und Dokumentarfotografen Felix Meyer bei einem Konzert im Eisenwarengeschäft Luitpold Bauer in Freiburg.

Vielfalt Aletsch – Teil 2

Hü oder hott. Top oder Flop. Links oder rechts. Sekt oder Selters. Messi oder Ronaldo. Bayern oder Dortmund. Baden oder Schwaben. Beatles oder Stones. Bush oder Gore.

Ist es nicht so, dass sich letztlich alle wichtigen Aspekte des Lebens auf ein Gegensatzpaar reduzieren lassen? Aber was heißt hier „lassen“ – sie tun es einfach, ob wir das nun wollen oder nicht.

Da, es geht gerade so weiter: Gewollt oder ungewollt. Aktiv oder passiv. Direkt oder indirekt. Ja oder nein.

Das verhält sich bei der wichtigsten Sache der Welt kein bisschen anders. Auch hier gibt es eine ganz zentrale Dichotomie, die allem zugrunde liegt. Die Rede ist natürlich von der Fotografie. Und nein, ich meine jetzt nicht die Frage „analog oder digital?“, sondern etwas viel wesentlicheres, nämlich:

FARBE oder SCHWARZ-WEISS?

Knifflig, oder?

Ich bin selber oftmals unschlüssig hinsichtlich meiner bevorzugten Variante. Fakt ist, dass die unmittelbare Wirkung der Aufnahmen ziemlich verschieden ist, je nachdem, ob das gesamte Farbspektrum zur Anwendung kommt oder ob Monochromie herrscht. „Weniger ist mehr“ ist ein Grundsatz, der aus meiner Sicht definitiv auch gilt. Farben lenken eben doch immer auch ab, und in ihrer Abwesenheit (von Schwarz einmal abgesehen) bekommen andere Aspekte einer Fotografie relativ gesehen deutlich mehr Gewicht: insbesondere Formen und Strukturen, aber auch die Hell-Dunkel-Verteilung im Bild.

Alle Aufnahmen in diesem Artikel sind übrigens während einer herbstlichen Foto-Reise ins hochalpine Aletschgebiet entstanden. Für einen Überblick über diese Tour (und schöne Fotos) möge man sich Steffis Einstiegsbeitrag zu Gemüte führen.

Und es ist nach meinem Eindruck gerade diese karge Bergwelt, in der sich bei vielen Motiven die Entscheidung zur Monochromie geradezu aufdrängt.

Manche Bildausschnitte sind schon von sich aus farblich sehr reduziert. Da macht es gar keinen Unterschied, ob man in Graustufen wechselt oder nicht. Paradebeispiel hierfür ist der faszinierende Aletschgletscher. Durch seinen in den letzten Jahrzehnten dramatisch beschleunigten Rückgang legt er Felsstrukturen frei, die sehr kontrastreich und plastisch wirken.

Diese Motive sind für mich übrigens der Beleg dafür, dass man nicht danach fragen sollte, wie eine Szenerie im Moment der Aufnahme „wirklich“, „in echt“ oder „in natura“ ausgesehen hat. Das ist überhaupt nicht zielführend, und zwar aus mindestens zwei Gründen:

Zum einen ist Wahrnehmung (mit dem Sehsinn, aber auch im Gesamtpaket) immer sehr subjektiv, es gibt also kein einziges „echt“. Und zum anderen ist auch eine Schwarz-Weiß-Aufnahme sehr wohl ein Abbild einer in dem Moment vorliegenden Wirklichkeit – sie setzt eben lediglich andere Akzente als eine Farbfotografie.

Interessant wird es, wenn man die karge Gebirgswelt verlässt und in den Aletschwald eintaucht, zumal wenn dort die Nebelschwaden und der Schneeregen regieren.

Auch hier sind Farben wieder nur sehr spärlich vorhanden. Und doch ist der Unterschied zum Graustufenbild erheblich.

Was findet Ihr besser? Oder sind die Varianten einfach nur verschieden? Gerne kommentieren!

Der Schneefall nimmt immer mehr zu, und mit ihm auch der grafische Charakter der Szenerie. (Dasselbe galt übrigens auch für die Wischfrequenz auf der Frontlinse…)

Kontrastreiche Motive eignen sich prinzipiell gut für eine Wiedergabe in Schwarz-Weiß. Da kommt einem der frisch gefallene Schnee doch sehr gelegen, der die Oberlächenstrukturen herauspräpariert!

An einem solchen Ort und zu solch spektakulären Bedingungen, da könnte ich mich stundenlang aufhalten.

Und was ist, wenn man sich partout nicht entscheiden kann, ob nun mit oder ohne Farbe?

Scherz beiseite: Das Thema Monochromie ist mit diesem Artikel natürlich alles andere als erschöpfend abgehandelt. Auf sogesehen haben wir eine ganze Reihe von Beiträgen, die sich dieser Thematik widmen und reichlich Bildmaterial liefern. Bei Interesse einfach mal auf die Kategorie „B/W“ klicken oder das gleichlautende Schlagwort. Viel Spaß!

PS: Nach der Reise ist vor der Reise…

sogesehen – Monatsfoto November

November. Allein schon der Name weckt, zumindest bei mir, einige Assoziationen. Man denkt sofort an trübe, regnerische, nebelverhangene Tage, an denen das Licht kaum eine Chance hat, gegen das stumpfe, feuchte Grau anzukämpfen. Die Tage werden kürzer und man vermisst die Wärme des Sommers und das Strahlen der Sonne. Aktivitäten werden von draußen nach drinnen verlegt, und anstatt ein kühles Erfrischungsgetränk, hält man eine heiße Tasse Tee in den Händen, schaut voller Sehnsucht aus dem Fenster und sieht den Regentropfen zu, wie sie in kleinen Bächen am Fenster herunterrinnen.

Willkommen im Novemberblues.

An solchen Tagen krame ich dann gerne in meiner Fotokiste. Ich seh mir die Bilder an und versetze mich gedanklich zurück an den Tag, an dem das Bild enstand. So auch das, welches ich euch heute zeige. Es enstand erst kürzlich an den Gertelbach-Wasserfällen im Nordschwarzwald, als ich dort mit meinem Fotokumpel unterwegs war. Dieser Tag war wunderschön, und das Licht war einfach überragend, so wie es nur der Herbst zeigen kann, dieses Fleckchen Erde ist echt ein kleines Naturjuwel. Da war mir dann klar, dass ich es einstellen muss, um es mit euch zu teilen. Um dem November etwas Farbe zu verleihen. Denn trotz der Assoziationen die man hat, wenn man den Monatsnamen hört, so ist er nicht immer trüb und grau, sondern auch oft Herbstbunt und Blätterraschelnd schön.

Ich wünsche euch nun eine schöne Novemberzeit, und wenn euch der Blues packt, geht nach draußen, sucht nach bunten Blättern, springt in Pfützen und lacht euch eins.


In der Rubrik „Monatsfoto“ stellt reihum jede/r von uns ein besonderes Bild vor und erzählt die dazugehörige Geschichte. Für den jeweiligen Monat dient es als Titelmotiv auf der Startseite. Eine Übersicht über sämtliche bisherigen Monatsfotos ist hier zu finden.

Vielfalt Aletsch – Teil 1

Dies ist der Einstieg in eine kleine Beitragsreihe zu einer Reise ins Aletschgebiet Anfang Oktober. Keine klassische Urlaubsreise mit Mann und Hund, sondern eine organisierte Fotoreise unter der Leitung von sogesehen-Mitstreiter Sebastian. Sein Beitrag zum Monatsfoto Oktober war und ist eine wunderbare Einstimmung auf diese kleine Serie, in der wir beide unsere Eindrücke mit Euch teilen wollen.

Eine Reise bei steigenden Infektionszahlen? Da stellt sich nicht nur die Frage, wo kann man noch hin, sondern auch: wo will ich noch hin?

Menschenansammlungen in großen Städten oder Flugreisen ins Ausland waren keine Option, daher kam mir das Angebot einer Fotoreise ins Wallis gerade recht. Vier Tage in atemberaubender Landschaft und das Programm eine Kombination aus Fotografie, Wanderungen und Naturkunde.

Aber auch ein langes Wochenende in einer ganz besonderen Unterkunft.

Die zum Pro Natura Zentrum Aletsch gehörende Villa Cassel alleine wäre schon eine Reise wert. Vor über hundert Jahren von einem reichen Engländer als Sommerfrische gebaut, verströmen die Räume auch heute noch eine Mischung aus noblem Ambiente und rustikaler Gemütlichkeit. Unsere siebenköpfige Fotogruppe war begeistert. Leckeres Essen und gemütliche Zimmer – was will man mehr? Da akzeptiert man auch die ein oder andere schlaflose Stunde, hervorgerufen durch einen röhrenden Hirsch direkt vor unserer Haustür.

Leider versteckte sich der Hirsch in der Dunkelheit, aber Gämsen, Tannenhäher oder auch mal eine Höckerschrecke waren in den folgenden Tagen beliebte Fotomotive. (Aber ich will nicht zu viel verraten 😉 )

Tannenhäher

Alle Teilnehmer der Gruppe kamen aus der südwestlichen Ecke Deutschlands, dadurch konnten wir (zum Leidwesen unseres Reiseleiters) „schwätze“ wie uns der Schnabel gewachsen war, eine wilde Mischung aus Alemannisch- Schwäbisch- Schwiitzerdütsch und ein klein wenig Hochdeutsch.

Aber das war nicht seine einzige Herausforderung. Bei einem unsere ersten abendlichen Spaziergänge wurden doch eklatante geografische Lücken offen gelegt.

Gedächtnisprotokoll:
Sebastian: Schaut mal! Das Matterhorn! -Wo?- Na, da vorne! -Welchen der Berge meinst Du ? – Sagt bloß, ihr erkennt nicht das Matterhorn?!? Der in der Mitte!! … (10 Minuten später) … Sebastian, welcher der Berge ist das Matterhorn? Armer Reiseleiter 😉

Summa summarum hatten wir alles, was ein Fotografenherz begehrt: blauen Himmel, Sonnenschein, Nebel, Regen und sogar Schnee. Ihr könnt Euch also auf ein paar abwechslungsreiche Blogbeiträge in der nächsten Zeit freuen.

Ein besonderer Dank geht an Manfred. Er und seine rote Jacke waren oft das i-Tüpfelchen für eine gelungene Bildkomposition.

Herbstzeit

Es ist wieder diese Zeit, in der die Nebelschwaden kalten Fingern gleich, übers Land ziehen und die Welt darin in ein fahles Licht hüllen. Es ist wieder die Zeit, in der die Tage kürzer werden und die Kühle der Nacht in die Häuser und Wohnungen kriecht, eine Vorahnung von Winter schleicht sich in unsere Gedanken und lässt uns frösteln. Die Vorfreude auf ein gemütliches Kaminfeuer und eine gute Tasse heissen Tees, lassen unsere Schritte, nach einem langen Tag draussen, schneller werden und uns auf Zuhause freuen. Es ist Herbstzeit.

Es ist aber auch die Zeit, in der die Natur, eines ihrer schönsten Kleider anlegt. Überall verändert sich das Grün und an seine Stelle treten gelb, rot und braun in all den wunderschönen, vielfältigen Nuancen. Die Herbstzeitlose zeigt ihre schnellvergehende Schönheit. Die Bäume verlieren allmählich ihr Laub und der Boden wird bedeckt mit einem bunten Blättermantel, der bei den herbstlichen Wanderungen unter den Füßen raschelt. Das Licht in dieser Zeit verändert sich, es wird weicher, es strahlt goldener. Scheint es durch die Nebel, leuchtet es zauberhaft und überirdisch schön. Die Luft wird klarer und frischer, sie riecht nach feuchtem Holz und Erde. Es gibt fast nichts schöneres, als jetzt rauszugehen und die Natur mit allen Sinnen zu genießen. Herbstzeit.

Streift man durch den Wald und die Wiesen, eröffnet die Natur dem aufmerksamen Wanderer, noch eine ganz andere, eine geheime Welt. Eine Welt die in ihren Farben und Formen so mannigfaltig und faszinierend ist, aber dennoch ein Leben im verborgenen führt. Doch im Herbst zeigt sich für kurze Zeit ihre Vielfalt. Hier leuchtet es rot und weiß unter den Zweigen. Dort sind bunte kleine Köpfe zu sehen, die auf alten Baumstämmen eigene kleine Wälder bilden. Auf dem Moos streckt sich ein kleiner Hut dem, durch die Äste der Bäume scheinenden Sonnenlicht entgegen. Dann wieder auf dem Boden kriechend, in leuchtendem gelb oder rot. Mal essbar und wohlschmeckend, mal ungenießbar oder gar tödlich giftig. Herbstzeit, Pilzzeit.

Ich liebe diese Zeit, die Herbstzeit. Die Zeit des goldenen Lichts, aber auch die Zeit der Nebel und trüben Tage. Es zieht mich immer wieder nach draussen, wo ich durch die Wiesen und Wälder streife, den Duft der abgeernteten Felder einatme, dem Bachlauf folge und den bunten Blättern zusehe, wie sie auf dem Wasser davontreiben. Dies ist dann die Zeit, wo ich nach einer langen Wanderung, in der Erwartung eines gemütlichen Kaminfeuers und einer guten Tasse Tee, meine Schritte beschleunige um nach hause zu kommen.

Ich wünsche euch eine schöne Herbstzeit mit vielen tollen Erlebnissen.

Bleibt neugierig.

Wanderlust in Südtirol – Teil zwei

Der beliebteste Spot in der Region ist neben der Seiser Alm sicherlich auch die „Seceda“. Vielleicht hat einer von Euch diese bereits in den Social Media Kanälen oder sogar direkt vor Ort gesehen? Eine wunderschöne Bergkette und ein beliebter Fotospot. Leider hatten wir dies auch zu sehr erlebt. Auf die Seceda fährt eine Seilbahn hoch. Für uns war die Seilbahn aber keine Option. So führte uns der erste Abschnitt des Weges um 7 Uhr morgens direkt auf eine sehr steile Skipiste. An grasenden Kühen vorbei, auf urigen Waldabschnitten und Schotterwegen ging es dann das letzte Stück hoch hinauf auf die Seceda. Diese Route wurde mit vier Stunden ausgeschildert. Nach gut zweieinhalb Stunden, 9 Kilometern und 1.250 Höhenmeter hatten wir dann tatsächlich schon den „Gipfel“ erreicht und waren leider total schockiert. Ein Gedränge von Menschen, das Gefühl von Massentourismus kam in uns auf und wir hatten einfach nur noch das Gefühl dort weg gehen zu müssen. So haben wir uns tatsächlich nach kurzer Zeit wieder auf den Heimweg begeben. Schade, dass dieser wunderschöne Platz so überrannt und dadurch die dortige Flora und Fauna immer mehr in Mitleidenschaft gezogen wird.

Am Tag darauf gingen wir es gemütlicher an. Mit einer Tour von knapp 5 Kilometern folgte unser Weg am späten Nachmittag kurz vor die Peitlerscharte. Mit den Dolomiten rechts neben uns konnten wir den Weg und das Panorama genießen. Nach ca. zwei Stunden ging es für das Abendessen zurück zur Ferienwohnung. Ich konnte es anschließend wieder einmal nicht lassen und zog erneut mit meiner Kamera los. Etwas oberhalb von unserer Unterkunft gab es eine schöne Blumenwiese, welche es mir natürlich sofort angetan hatte. Der Blick hinunter auf St. Magdalena und die Aussicht auf die Geislergruppe waren auch hier traumhaft.

Wenn man jeden Tag Unternehmungen plant und aktiv ist, dann vergeht die Zeit erst recht wie im Flug. So stand auch schon unser letzter Tag, an dem wir eine Tour planen konnten, in Südtirol an.  Einen Tag zuvor erfuhren wir zu unserer nächsten geplanten Tour aus den örtlichen Nachrichten, dass ein Vater mit seinen Kindern die Wanderung am frühen Morgen abbrechen musste. Grund für den Abbruch: sie wurden von drei Wölfen verfolgt. Mit dieser Nachricht ging es also für uns spät abends ins Bett, mit dem Wissen, dass wir am nächsten Tag dieselbe Tour laufen werden. Früh morgens ging es also auch für uns an diesem Tag los. Bei Morgennebel und stets mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass in diesem Gebiet Wölfe unterwegs sein könnten, starteten wir also um 7 Uhr vom Würzer Joch aus Richtung Peitlerscharte. Auf der Peitlerscharte erwartete uns dann ein grandioses Naturschauspiel. Hoch oben strahlte die Sonne mit ihrer ganzen Kraft und unten im Tal war eine Wolkendecke zu sehen. Von dort aus ging es weiter zum „Großen Peitlerkofel“. Auf der letzten Etappe zum Gipfel gab es auch eine kleine Passage, welche mit Drahtseilen angelegt war. Auf dem Gipfel angekommen gab es für uns eine grandiose Weitsicht und wieder der Blick auf die unvergessliche Wolkendecke unten im Tal. Bei unserem verdienten Frühstück oben auf dem Gipfel blieben wir nicht lange ungestört. Ein paar Schneesperlinge und Alpendohlen hatten sich direkt neben uns versammelt und warteten nur darauf, von uns etwas Brot zu bekommen. Diese Vögel waren bereits so an Menschen gewöhnt, dass wir ihnen kleine Stückchen von unserem Brot direkt aus der Hand füttern konnten. Nach unserer Frühstückspause ging es dann wieder abwärts. Den kurzen Abstecher zum „Kleinen Peitlerkofel“ ließen wir uns dabei natürlich nicht nehmen. Auf dem Rückweg begegneten uns auch hier wieder unfassbar viele Menschen. Wir sind ja viel in der Natur unterwegs und haben schon so einiges auf Wanderungen gesehen, aber auch dort waren wir von den Menschenmassen schockiert. Schnell waren wir uns einig: wir waren so froh darüber, dass wir bei so gut wie jeder Wanderung immer in den frühen Morgenstunden los zogen. Zum einen bekommt man dadurch mit, wie die Natur und der Tag erwacht, zum anderen geht man solchen Situationen im Normalfall aus dem Weg. Im Tal wieder angekommen ließen wir die Wanderung von insgesamt 5 Stunden, 14 Kilometern und 992 Höhenmetern mit einem Radler und Kaffee auf einer Alm gemütlich ausklingen.

So ging also auch der letzte Tag in Südtirol zu Ende. Am Abend konnte mein Freund noch im Hof unserer Ferienwohnung sein Teleskop auspacken und den älteren Herrschaften des Hofes mit seinem Wissen eine Freude bereiten. An diesem Abend konnte man Saturn und Jupiter hervorragend sehen. Früh morgens klingelte dann auch schon unser Wecker und wir machten uns wieder Richtung Heimat auf. Zurückblickend betrachtet sind wir beide einfach nur dankbar für die schönen Momente, die einzigartige Natur und freuen uns jetzt schon wieder auf unseren Urlaub im nächsten Jahr. Südtirol steht aber jetzt schon wieder auf unserer engeren Auswahl – diese wunderbare Region hat uns einfach in ihren Bann gezogen.