1 m² (der Erste)

Was meint Ihr? Ist die Welt groß oder klein?

Es gab mal eine Zeit, da konnte uns die Welt nicht groß genug sein. In rasantem Tempo durchreisten wir in kürzester Zeit mehrere Länder, und auch entlegenste Orte waren, mit modernen Transportmitteln und genügend Kleingeld, schnell und leicht zu erreichen.

Plötzlich war die Welt klein geworden! Zu klein für manche Milliardäre, die ihr unternehmerisches Wohl nun auch außerhalb der Erde such(t)en. Seit etwa zwei Jahren ist die Welt wieder groß geworden, ja schon fast riesig!

Ähnlich wie in meiner Kindheit sind manche Reiseziele wieder unerreichbar oder nur mit viel Planung und einem gewissen Risiko zu bereisen. Besonders Fotografen lieben das Reisen, und nach dem x-ten Fotoausflug auf den heimischen Lieblingsberg sehnt man sich doch nach Abwechslung, spektakulären Landschaften und neuen Eindrücken.

„Nicht in die Ferne, in die Tiefe sollst du reisen“ *

Philosophisch ist hier sicher nicht die räumliche Tiefe gemeint, aber ich nehme den Satz mal wörtlich. Manchmal findet man sein fotografisches Glück direkt vor (oder hinter) der eigenen Haustür, manchmal sogar unmittelbar unter den eigenen Füßen. Und genau davon handelt meine kleine Serie 1 m² .

Den Anfang mache ich mit einem Stück Ödland, in einem Geotop in Grenzach-Wyhlen, etwa 25km von meinem Heimatort entfernt. Hier traf ich mich an einem sonnigen Samstagvormittag mit ein paar Fotokollegen zum monatlichen Fotowalk der VHS Rheinfelden. Von einem Spaziergang konnte bei mir jedoch nicht wirklich die Rede sein, denn ich habe mich geschlagene zwei Stunden auf einem einzigen kleinen Flecken Erde aufgehalten.

Völlig unspektakulär, oder? Trockene Erde, keine blühenden Pflanzen, keine Schmetterlinge – nur etwas Moos und Unkraut.

Unglaublich, was für eine Fülle an Motiven so ein Stückchen „Nichts“ hervorbringen kann. Man verliert den Bezug zur realen Umgebung und befindet sich plötzlich in einer anderen Welt: Hobbit- Auenland am südlichsten Punkt Baden- Württembergs 😉

Nochmal zurück zur Eingangsfrage. Ist die Welt nun groß oder klein? Ich würde behaupten: Sowohl als auch!

Eigentlich groß genug für ein friedliches Miteinander und Nahrung für alle – anscheinend zu groß für gemeinsame Lösungen, Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit – klein genug, dass ein Virus den Takt angibt – aber zu klein für unseren Lebensstil.

Und wie geht die Serie 1 m² nun weiter? Was fotografisch im Großen möglich ist, müsste doch auch im Kleinen funktionieren. Die Landschaftsfotografie machte den Anfang, und ich bin selbst gespannt, wohin mich diese Reise führt.


*Ralph Waldo Emerson (US-amerikanischer Philosoph und Schriftsteller)

Wie süüüüüüß!

Ich erinnere mich noch gut an eine Begebenheit, die sich vor ein paar Jahren zugetragen hat. In Freiburg fand der Tag der Artenvielfalt statt, mit öffentlichen Exkursionen und Vorführungen zu verschiedenen biologischen Themen. Gutbesuchtes Highlight zum Abschluss des langen Tages waren die Fledermäuse am Waldsee. Man sah sie nicht nur über dem Wasser jagen oder am Abendhimmel hin- und herschießen, sondern dank eines eigens aufgebauten Fangnetzes konnte man diese kleinen Säugetiere auch aus nächster Nähe bewundern.

Einer der Exkursionsleiter hatte die Fledermaus behutsam aus dem Netz befreit und präsentierte sie dann, nachdem das Geschlecht bestimmt und das Gewicht ermittelt war, den gebannt lauschenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Ja, und kaum wurde das pelzige Tier im Licht der hellen Taschenlampe allgemein sichtbar, entfuhr es auch schon jemanden neben mir: „Oh, wie süüüüüß!“

Hmpf.

Schon lange habe ich vor, zu diesem Phänomen mal ein paar Sätze zu schreiben. Das ist für mich nämlich mehr als nur eine Anekdote. Ich halte diese Wahrnehmung von Tieren durch uns Menschen für ein Symptom eines Problems unserer Zeit.

Eine Fledermaus ist ein solches Tier, also ein Teil der belebten Natur. Wie wir Menschen, so ist auch sie ein Säugetier. Im Unterschied zu uns kann sie jedoch fliegen und besitzt einen großteils mit Fell bedeckten Körper. Ihre Ernährung besteht ausnahmslos aus anderen Tieren – mithin ist sie ein Fleischfresser und somit, wenn man diesen Begriff denn überhaupt benutzen will, ein „Räuber“ oder gar „Raubtier“.

So, liebe Leute: Was also ist jetzt bitte „süß“ an diesem Lebewesen?

Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde: Weder stoße ich mich per se an dem Wort „süß“ (oder anderen Wörtern wie „niedlich“, „goldig“, „herzig“, „putzig“, oder was es noch so alles gibt in dieser Sparte), noch bin ich der Meinung, man solle zur Natur keine emotionale Beziehung haben. Ganz und gar nicht! Im Gegenteil, es ist aus meiner Sicht sogar elementar, dass wir Menschen uns wieder stärker als ein Teil der Natur begreifen und zugleich wieder eine engere Beziehung zu ihr aufbauen. Wir brauchen dringend ein Verhältnis, das aus Nähe, Respekt und Bewunderung besteht, und auch für Begeisterung ist hier natürlich reichlich Platz. Wir sollten uns auf Augenhöhe begegnen und endlich aufhören, den Menschen für die Krone der Schöpfung zu halten. Andernfalls fahren wir den Karren endgültig gegen die Wand.

Nichts davon schwingt aber mit in dem Ausruf „Oh, wie süüüüß!“. Aus meiner Sicht ist das einfach deplatziert, herablassend und letztlich anmaßend. Es wird der gefangenen Zwergfledermaus, dieser faszinierenden kleinen Kreatur, die uns Menschen in so vielen Belangen überlegen ist, kein bisschen gerecht.

Es gibt natürlich noch mehr solche Fälle. Man hört es so oft! Ich habe mal ein paar Bildbeispiele von Tieren zusammengestellt, die im Allgemeinen positiv besetzt sind (was für die Fledermäuse ja im Grunde gar nicht mal allgemein zutrifft):

Ganz klar: Es hilft ungemein, wenn Fell im Spiel ist! Und auch große Augen (und Ohren) sind nicht von Nachteil…

Auch im (oder am) Wasser darf man sich aufhalten:

Muss man aber nicht – eine staubige Straße ist auch akzeptabel.

Aber besser ist natürlich eine frische Blumenwiese, ganz klar.

Das sind schon alles mehr oder weniger deutliche Sympathieträger, oder? Bloß, auf welcher Wahrnehmung der tatsächlichen Realität beruht ein solches positives Image? Nehmen wir zum Beispiel das Eichhörnchen, einen Allesfresser, der mit Vorliebe Nester von Vögeln ausraubt und dann die Eier und Jungvögel frisst. Wieso ist diese Tierart jetzt „süß“, eine Eidechse jedoch nicht? Das ist doch komplett irrational und hilft überdies niemandem weiter – außer vielleicht uns Menschen, da wir uns in jedem Fall überlegen fühlen können.

Ein bisschen sollte ich meine Polemik jedoch schon noch differenzieren, scheint mir. Es gibt nämlich einen Aspekt, der in diesem Zusammenhang unbedingt erwähnt werden muss, und zwar das Konzept des „Kindchenschemas“.

Bei höher entwickelten Tierarten (also insbesondere Säugetieren), bei denen die Elterntiere ihren Nachwuchs aktiv aufziehen, spielt das Kindchenschema für den Aufbau einer engen und fürsorglichen Bindung eine wichtige Rolle. Große Augen in einem (über-)großen Kopf, hervortretende Gesichtspartien (z.B. die Stirn), allgemein weiche Konturen im Gesicht – dies alles dient dazu, die Fürsorge der Eltern zu fördern. In diesem Zusammenhang mag es verständlich sein, dass unsereins nicht nur beim Anblick von Menschenbabies positiv angerührt ist, sondern eben auch von Säugetierbabies. Jööööh!

Auch hierzu noch ein Beispiel:

Natürlich ist dieser Fuchswelpe sehr knuffig, gar keine Frage! Aber auch hier sollte man es mit der Verkitschung nicht zu weit treiben. Ich gebe jetzt einfach mal wieder, was ich kürzlich gehört habe: Dass nämlich zahlreiche Brutvogelarten der deutschen Nordseeküste gar nicht mehr auf dem Festland vorkommen, sondern nur noch auf den vorgelagerten Inseln und Halligen. Der Grund dafür: dort gibt es (noch) keine großen Fuchspopulationen, die ansonsten zur Ausrottung dieser Vogelarten maßgeblich beitragen.

Nicht übersehen sollten wir bei alldem jedoch zwei Dinge: Es gibt natürlich auch noch das andere Ende der Sympathie-Skala, und die Meinungen und Wahrnehmungen sind in der Bevölkerung durchaus verschieden.

Nehmen wir den Wolf als Beispiel. Ja, genau, den aus den Märchen, also Isegrim. Viele Menschen mögen ihn nicht oder verteufeln ihn gar. Dabei hat er ebenfalls Fell und große Augen. Aber bei ihm funktioniert das irgendwie nicht. Man hört in letzter Zeit gelegentlich die Aussage: Die Menschen hatten in der Vergangenheit gute Gründe, den Wolf auszurotten, und diese Gründe existieren nach wie vor… Dieses Denken ist sowas von vorgestern, da wird mir Angst und bange.

Gleichzeitig gibt es Menschen, die zu dieser Abneigung offenbar ein Gegengewicht schaffen wollen und den Wolf daher über die Maßen verklären und lieben. Angeblich so ein harmloses, friedliebendes Tier, das niemandem etwas zu Leide tun will… Am besten legt man ein bisschen Futter aus zum Trost für das arme, süße (!) Tierchen. Und wer weiß, vielleicht kann man ihn auch mal ein bisschen streicheln, wenn er dann nah genug kommt.

Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Menschen eines Tages aufhören werden, die gesamte Tierwelt gemäß ihren eigenen, menschlich-vermenschlichenden Kategorien zu betrachten und zu bewerten. Wie wäre es denn, wenn wir einfach mal die Existenz von wilden Tieren akzeptieren und diese dann mit Respekt und Anstand und natürlich der gebotenen Distanz behandeln würden?

13. August 2021
Sebastian Schröder-Esch
(www.schroeder-esch.de)

sogesehen – Monatsfoto August

Es ist dieser eine Fotospaziergang, den wir so lieben…

Zu unterschiedlichen Jahreszeiten gehen wir so gern durch die Salzwiesen auf den Westerheversand und genießen die Stille und Weite. Unterwegs beeindruckt die einmalige Flora und Fauna. Dazu bekommen wir den allseits bekannten Leuchtturm Westerhever Sand von allen Seiten, bei allen möglichen Lichtstimmungen und verschiedenen Witterungen zu sehen.

Es ist jedes mal ein anderes einmaliges Erlebnis, sich dort gegen Ende des Tages in der Weite der Natur aufzuhalten. Ein kurzer Ausflug mit maximalem Erholungswert. Eine „Express-Auszeit“ mit immer wieder tollen Fotoergebnissen.

(Solch einen Fotospaziergang kann man auf Deich-Foto.de buchen.)

Schön….

sogesehen-Monatsfoto Juli

Was schaut mich denn da an? 

Mit seinen grossen Augen guckt es in die Kamera und fragt sich im Gegenzug, was denn da für ein grosses dunkles Rohr auf ihn gerichtet ist!

Diese kleinen Kerle sind Kugelspringer und gehören zu der Familie der Springschwänze. Sie sind sehr häufig und in den unterschiedlichsten Lebensräumen zu finden, wobei sie Bereiche mit hoher Luftfeuchtigkeit bevorzugen.

Springschwänze gibt es in vielen Formen, am häufigsten sind die länglichen Arten. Aber auch von den kugeligen den „Sminthurus“ gibt es sehr viele. Sie haben alle eines gemeinsam, sie sind sehr klein <1mm bis wenige Millimeter und fühlen sie sich gestört, reagieren sie wie ein Floh und springen weg. Daher kommt ihr Name; Springschwänze. Sie tragen am hinteren Teil ihres Körpers einen federnden Gabelmechanismus. Im Ruhezustand ist diese Gabel unter den Körper geklappt, bei Gefahr schnellt sie durch plötzliche Muskelkontraktion nach hinten und katapultiert den Kugelspringer aus der Gefahrenzone. Er kann sich bis zu 25cm weggespicken.

Man erkennt die an den Körper gelegte Gabel, sie reicht vom Hinterleib bis zum Kopf.

Von bloßem Auge kaum wahrnehmbar, tummeln sie sich bei idealen Bedingungen zu tausenden auf dem Boden, Laub und Gräsern. Sie ernähren sich von pflanzlichem und tierischem Abfall und tragen so wesentlich zur Humusbildung bei.

Ich denke vielen von Euch geht es gleich wie mir, als ich das erste Mal ein Bild dieses entzückenden Wesens sah. Ich war fasziniert von dem niedlichen Aussehen dieser Winzlinge. Sie sehen aus, als wären sie einem Comic entsprungen. Es war Liebe auf den ersten Blick und ich wollte sie unbedingt finden, um sie fotografieren zu können.

Anfänglich wusste ich gar nicht wo oder nach was ich suchen sollte und bin erfolglos nach Hause zurückgekehrt. Einmal mehr habe ich im Internet nach Antworten gesucht und nach einem erneutem Anlauf hatte ich Glück. Auf feuchtem Laub, der ideale Nährboden für die Kugelspringer, tummelten sich einige dieser Winzlinge und ich konnte sie endlich fotografieren. Inzwischen finde ich sie fast überall und bin selbst überrascht wie häufig sie vorkommen und vor allem, dass sie mir früher nicht aufgefallen sind.

Eine kleine Anregung für die kommenden Sommertage: legt Euch auf die Wiese und beobachtet das Geschehen im Gras. Ich bin sicher ihr werdet mit grosser Wahrscheinlichkeit einen Kugelspringer antreffen! Eine Lupe erleichtert das Finden 😉

Bella Macchina

Italien! Als mein Mann den Comer See als erstes Urlaubsziel nach Aufhebung der Reisebeschränkungen vorschlug, war ich sofort dabei.
In Gedanken war ich schon bei Wasser, Strand und La Dolce Vita. Dass mein Mann da eher von Motorrädern, kurvenreiche Straßen und alten Fabrikgebäuden träumte, ahnte ich erst, als unser Urlaubsort feststand: Mandello del Lario

Mandello del Lario, eine Kleinstadt am Ostufer des Comer Sees, ist Heimat eines der traditionsreichsten Motorradherstellers der Welt: MOTO GUZZI

Wie über die sportlichen Erfolge der Marke, ist auch die Zeit über die Gebäude hinweggegangen. Keine modernen Produktionsstätten, keine repräsentativen Bauten prägen das Stadtbild, sondern scheinbar verfallene Fabrikhallen mit morbidem Charme.
Ein kleiner Teil der Gebäude wird auch heute noch zur Fertigung der neuen Motorräder genutzt, während ein Großteil der Hallen in der Vergangenheit verharrt.

Aber die Marke lebt!
Im ganzen Ort ist sie allgegenwärtig. Alte Schätze werden gehegt und gepflegt. Die Fahrt zum morgendlichen Espresso ohne die Guzzi- undenkbar! Überall im alltäglichen Leben begegnet man den Zweirädern und der Marke.

Sogar der Bürgermeister fährt eine Guzzi

Die Verbundenheit zur Region lässt sich schon an den Modellnamen ablesen: Bellagio, Ballabio, Lario- viele Modelle haben einen Bezug zum Comer See. Gut möglich, dass die Orte auch nach den Modellen benannt wurden 😉
Auch die heimischen Vogelarten wurden in der Modellpallette berücksichtigt:
Begriffe wie Falcone, Stornello, Galletto, Cardellino, Airone lassen das Herz, nicht nur eines Ornithologen, höher schlagen.

Cardellino (Stieglitz): Name des Motorradmodells und des kleinen Vogels unten links.

Zum 100- jährigen Firmenjubiläum im September werden sich wieder tausende treue Pilger lautstark auf den Weg zu den heiligen Stätten von Mandello del Lario aufmachen, um sich vor dem Werkstor zu treffen.

Vor diesem Hintergrund kann Carlo Guzzi, einer der drei Firmengründer, stolz vom Marktplatz aus in die Zukunft schauen.

Lust auf mehr Moto Guzzi? Dann viel Spaß mit „Ziemlich beste Freunde“

Auf Vogelexkursion

Vielleicht hatten einige von euch die Möglichkeit, den 04.06.2021 als Brückentag zu nutzen und konnten dort ausgiebig ausschlafen. Auch ich durfte den besagten Tag als freien Tag genießen. An ausschlafen war jedoch nicht zu denken, da mein Wecker bereits um 05.00 Uhr klingelte. Auf dem Tagesprogramm stand für mich mein persönliches Wochenhighlight.  Eine halbe Stunde nach dem Wecker klingeln ging es auch schon mit meinem vollgepackten Fotorucksack los zum Bahnhofparkplatz Himmelreich. Dort angekommen dauerte es nur wenige Minuten bevor mein lieber Fotokollege und an dem Tag persönlicher „Guide“ Sebastian @naturerkunder eintraf. Vom Parkplatz aus ging es anschließend in seinem Auto weiter bergaufwärts zur Höfener Hütte.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle nun kurz den Hintergrund unseres Treffens erklären: Sebastian hatte an diesem Tag den Auftrag im Rahmen eines „Monitoring für seltene Brutvögel (MsB)“ in dem Gebiet rund um die Höfener Hütte und dem Hinterwaldkopf den Bestand des Baumpiepers zu erfassen.  Der Baumpieper ist etwa so groß wie ein Haussperling und sein Singflug ist unverkennbar. Dieser wird meist von einer Baumspitze aus vorgenommen. Am höchsten Punkt seines Singfluges lässt er sich wieder Richtung Baumspitze oder einer anderen Singwarte wie ein Gleitschirmflieger nach unten gleiten. Durch die Fotografie habe auch ich ein starkes Interesse und meine Neugier an Vögeln entdeckt. Als Sebastian mir im Vorfeld von seinem Auftrag berichtete, war ich natürlich sofort begeistert davon und freute mich umso mehr, dass ich ihn an diesem Tag begleiten durfte. An dieser Stelle darf ich dir nochmals herzlich danken, lieber Sebastian!  

Noch auf dem Parkplatz der Höfener Hütte entdeckten wir den ersten Neuntöter. Als wir unser Equipment gerichtet, die Wanderschuhe fest geschnürt, Fernglas und Kamera um uns gehängt hatten, ging es zunächst los Richtung Hinterwaldkopf. Hattet ihr zuvor schon einmal von dem Neuntöter oder dem Baumpieper gehört? Für mich waren es bis dato jedenfalls unbekannte Vögel, und ich fand es deswegen umso spannender, diese Vogelarten zu entdecken. Wenige Meter nach der Hütte war es dann auch soweit, und der erste Baumpieper zeigte seine imponierenden Flugkünste.  

Fasziniert von dem kleinen Pieper, der Begegnung mit dem Neuntöter und dem begleitenden Expertenwissen von Sebastian hatte ich sofort das frühe Aufstehen vergessen und war einfach nur unglaublich dankbar für den Moment.  Auf unserem Weg zum Hinterwaldkopf durften wir noch drei weitere Baumpieper, zwei Wiesenpieper, eine Goldammer und zwei Misteldrosseln beobachten. Kennt ihr übrigens den „Merkspruch“ für den Gesang der Goldammer? Diesen könnt ihr euch mit folgendem Satz merken „Wie, wie, wie hab ich dich lieb!“.

Oben am Gipfel angekommen, krächzten Tannenhäher und Schwarzspecht aus dem Wald, die Ringdrossel (enge Verwandte der Amsel) machte in den Baumwipfeln ebenfalls auf sich aufmerksam, und die Feldlerche drehte ihre Runden über uns. Für mich war es der erste Ausflug in diese wunderbar gelegene Hochebene oberhalb vom Himmelreich, aber sicher nicht der letzte. Beim Abstieg und Rückweg konnten wir einige Zeit zwei weitere Baumpieper beobachten.

An der Höfener Hütte wieder vorbei ging es von dort aus für eine kleinere Etappe weiter Richtung Oberried. In diesem Gebiet durften wir auch insgesamt drei Baumpieper, drei Neuntöter, einen Rotmilan und Mäusebussard beobachten.

Nach unserer erfolgreichen Tour machten wir uns auf den Weg zum wohlverdienten „Feierabend“ auf einen Kaffee in der Höfener Hütte. Am Wegesrand mussten wir jedoch nochmals kurz zum Fotografieren innehalten, da uns dort drei Stieglitze an einem kleinen Löwenzahnbusch aufgefallen waren. Während wir es uns später auf der Terrasse der Hütte mit einem Kaffee gemütlich machten und den morgen Revue passieren ließen, kreiste der Rotmilan seine Runden über uns, eine Bachstelze stolzierte auf dem Holzgeländer in unmittelbarer Nähe, und ein Gimpel machte im Baum hinter uns auf sich aufmerksam. Was für ein schöner Abschluss an einem erfolgreichen und für mich lehrreichen Tag. Sebastian konnte für das MsB insgesamt sieben singende Baumpieper, vier Neuntöter (-Reviere) und zwei singende Wiesenpieper erfassen.

sogesehen – Monatsfoto Juni

Ungewohnt kühl und nass sind sie gewesen, die zurückliegenden Frühlingswochen des Jahres 2021. So etwas kannte man gar nicht mehr, jedenfalls nicht im südwestlichen Teil Mitteleuropas, wo das Wetter in den letzten Jahren oft schon im März regelrecht sommerlich war.

Der Mensch neigt ja oftmals dazu, die Dinge zu bewerten, die er (oder sie) um sich herum erlebt und wahrnimmt. Und natürlich bleibt es nicht aus, dass die Meinungen auseinander gehen. Für die einen war das nasse Frühjahr eine Wohltat (insbesondere diejenigen unter uns, die einen Garten oder gar eine Landwirtschaft ihr eigen nennen). Für die anderen hingegen eine große Ungerechtigkeit, wo man sich doch nach so viel Lockdown und (vermeintlich) schlimmen Einschränkungen im Alltagsleben so sehr auf die Natur und den Aufenthalt im Freien gefreut hatte.

Wie auch immer man das Wetter im April und Mai nun bewertet, eines sollte klar sein: Es begründet keinen neuen Trend, sondern ist allenfalls ein kleiner „Ausrutscher“ in Richtung dessen, was in der Vergangenheit der langjährige Durchschnitt in punkto Temperatur und Niederschlag war. Machen wir uns nichts vor: Es wird weiter immer wärmer und trockener werden.

Und was hat es nun mit dem einsamen Windrad auf sich? Tja, dazu darf sich jetzt jede und jeder eigene Gedanken machen. Ich für meinen Teil freue mich schon auf Kommentare und den (kontroversen?) Austausch von Sichtweisen und Meinungen!

sogesehen – Monatsfoto Mai

Maiglöckchen, Maibowle, Maivogel, Maigrün – es gibt unzählige Wörter, die mit dem Wonnemonat Mai beginnen, und der Maikäfer darf in dieser Aufzählung sicher nicht fehlen.

Aber kennt ihr auch den Maikäferbaum? Nein?

Botanisch gesehen ist „mein“ Maikäferbaum ein gewöhnlicher Feldahorn. Schaut man jedoch genauer hin, dann entpuppt er sich als ein Liebesnest hunderter, wenn nicht sogar tausender Maikäfer.

Entdeckt haben wir dieses tierische Spektakel auf dem Badberg am Kaiserstuhl. Dort traf ich mich letzten Samstag mit sogesehen-Kollege Horst zum gemeinsamen Fotografieren. Im Gegensatz zu „Makro-Horst“ bin ich nicht ganz so entspannt, wenn es um Insekten geht, und schaue mir das Ganze lieber erst (mit einem Tele) aus sicherer Entfernung an.

O-Ton Horst: „Du siehst aus, als möchtest Du die Käfer erschießen!“

Obwohl es mich einiges an Überwindung kostete, wagte ich mich immer näher ran. Mal streifte ein Käfer meinen Kopf, mal summte einer der braunen Brummer an meinem Ohr vorbei, mal krabbelte es auf meinem Arm. Ein wenig „Gänsehautfeeling“ war das schon, und während ich jetzt schreibe, fängt es mich schon wieder an zu jucken und zu kribbeln.

Am Anfang dachten wir noch, die Maikäfer hätten es auf die saftig grünen Blätter abgesehen, aber schnell wurde uns klar, dass der Fokus der Käfer an diesem Nachmittag ein ganz anderer war. Manchmal sah das Ganze auch eher nach Akrobatik und harter Arbeit als nach Vergnügen aus 😉

Auch wenn dieses Massenaufkommen für den Baum und auch für die Landwirte nicht ohne Folgen bleiben wird, bin ich mir sicher, dass sich die Wildschweine am Badberg über die proteinhaltigen Engerlinge freuen werden.

Für mich war es wieder einmal eine Gelegenheit, über den eigenen Schatten zu springen und die Komfortzone zu verlassen. Dies verändert den Blick, und es öffnet sich eine neue Welt.

Im Pott – Teil 1 – LaPaDu Nord

Das Ruhrgebiet, kurz der Pott, grenzt an meine Wahlheimat Westfalen. Obwohl ich vom Niederrhein stamme, reichen meine Wurzeln in diese Region und ich fühle mich mit ihr verbunden.

Der Pott ist geprägt durch seine industrielle Geschichte, war Motor des Wiederaufbaus in der Nachkriegszeit und zeichnet sich in den letzten Jahrzehnten durch einen anhaltenden Strukturwandel aus.

Aktive Hochöfen Thyssenkrupp

Ein gutes Beispiel für den Wandel ist der Landschaftspark Duisburg-Nord. Im Jahre 1901 begann August Thyssen hier ein Stahlwerk zu errichten, bereits 1912 waren alle fünf Hochöfen in Betrieb. Bis zur Stilllegung im Jahr 1985 wurden 37 Millionen Tonnen Roheisen erzeugt. Wegen der vielfältigen Produktpalette wurde das Hüttenwerk in Fachkreisen auch „Apotheke des Ruhrgebiets“ genannt.

Blick auf Hochofen 2

Heute erleben durchschnittlich eine Millionen Besucher pro Jahr das stillgelegte Hüttenwerk als lebendiges Industriedenkmal. Ich besuchte den Landschaftspark unter der Woche. Dadurch, und bedingt durch die Corona-Pandemie, war es angenehm leer.

Mit seinen Hochöfen, den Bunkeranlagen, Schrägaufzügen und Gießhallen vermittelt der Landschaftspark auf einer Fläche von 180 Hektar das traditionelle Bild einer Hochofenanlage der Jahrhundertwende.

Nicht nur für Interessierte der Industrie- und Kulturgeschichte ist der Landschaftspark einen Besuch wert. Fotografen können sich hier so richtig „austoben“. Ich schlenderte „corona-konform“ durch die Industrieanlagen und entdeckte immer wieder neue Perspektiven, Formen und Farben.

Fast ein Jahrhundert lang wurde hier „malocht“, wie man im Ruhrgebiet sagt. Sehr wahrscheinlich konnte sich seinerzeit niemand vorstellen, dass heute Touristen und Fotografen durch die Anlage spazieren und Details wie Leitungen, Rohre und Armaturen ablichten.

Ein beliebtes Fotomotiv ist die Kühlhalle mit ihren vier Ventilatoren. Wenn der Wind stark genug weht, drehen sich diese und man kann die Bewegung mit einer längeren Belichtungszeit festhalten.

Das Abendlicht ließ die Anlage in warmen Farben erstrahlen. So auch den Ausleger über den Klärbecken, der als „Krokodil“ bezeichnet wird. Ob das zu Zeiten der Produktion bereits so war oder der Phantasie der Fotografen geschuldet ist, kann ich nicht sagen. 😉

Das Highlight erleben Besucher abends nach Einbruch der Dunkelheit. Dann taucht die Lichtinstallation des britischen Künstlers Jonathan Park das Hüttenwerk in ein faszinierendes Meer aus Licht und Farbe.

Krokodil bei Nacht

Der Abend verging wie im Fluge. Leider war wegen der Corona-Pandemie die Aussichtsplattform auf dem Hochofen 5 gesperrt. Zudem waren wegen Instandhaltungsmaßnahmen die Flügel des Windrades demontiert und der linke Schornstein in ein Baugerüst gehüllt. Das sind alles Gründe, dem Landschaftspark schon bald einen weiteren Besuch abzustatten. Übrigens, der Eintritt in den Park ist kostenfrei.

Weitere Informationen unter: http://www.landschaftspark.de

Weiße Blütenpracht im Eggenertal

Sobald sich der Frühling bemerkbar macht, warten bestimmt viele gespannt auf Nachrichten aus dem Eggenertal im Markgräflerland. Für uns Markgräfler ist es längst kein Geheimnis mehr, dass sich dann das gesamte Eggenertal in eine weiße Blütenpracht verwandelt. Jahr für Jahr erfreut man sich so über die blühende Jahreszeit und den herrlichen Anblick der blühenden Obstbäume und hier insbesondere der Kirschblüten. Das traditionelle Blütenfest vom Männerchor Eggenertal auf dem Wanderparkplatz „Stelli“ war so etwas wie ein Pflichttermin im Kalender der Markgräfler. Leider findet dieser gemütliche Hock aus bekannten Gründen nicht statt.

Ein erster hastiger Blick ins Tal kann jedoch auch kurz für Überraschung sorgen: die weiße Blütenpracht lässt sich auch mit etwas Fantasie als verschneite Bäume ansehen. Schnee im März/April ist schließlich auch nicht ungewöhnlich, wie uns die aktuelle Wetterlage momentan zeigt. In dieser Zeit kommt es auch noch vereinzelnd vor, dass auf unserem Hausberg „Hochblauen“ auf 1.165 m Höhe Schnee liegt und der Frühling lässt unten im Tal alles blühen.

Bevor der April jedoch weiterhin mit uns macht was er will, konnten wir vergangenes Wochenende die schönen Tage rund um Ostern genießen und uns an den blühenden Obstbäumen erfreuen.

Rund um das Eggenertal gibt es herrliche Rundwanderwege, Obstlehrpfade und Trockenmauergebiete. Auf der Internetseite www.eggenertal.de finden sich jede Menge Informationen, Wandertipps und in der Rubrik „Blütentelefon 2021“ kann man sich immer über den aktuellen Blütenstand informieren.