Blau-gelbes Engadin – Bericht über eine Fotoreise

Lioba, Merle, Nila, Oldenburgia, Philine, Rosamunde und Quedlinburga – das sind nicht die Namen der Teilnehmer unserer Fotoreise, sondern Hochdruckgebiete, welche uns im deutsch-schweizerischen Raum einen goldenen Oktober beschert haben. Hervorzuheben ist Quedlinburga (was für ein Name!). Sie hatte sich besonders ins Zeug gelegt und begleitete unsere Reise ins Engadin mit strahlend blauem Himmel und Sonne satt.

Auch dieses Jahr ging eine Fotoreise wieder in die Schweiz – allerdings nicht ins Wallis (s. Bericht 2020), sondern nach Graubünden, genauer gesagt ins Engadin und da in den Schweizerischen Nationalpark. Kopf der Gruppe und Organisator war auch dieses Mal Blogkollege Sebastian.

Die Reisegruppe bestand aus Wiederholungstätern und Wiederholungstäterinnen, aber auch aus neuen Teilnehmern, sogar aus Frankreich und aus Norddeutschland.

Danke Susanne, Klaus, Markus und Sebastian für die schönen Impressionen!

Hatten wir letztes Jahr noch alle Varianten von Wetter, mussten wir uns dieses Jahr keine Sorgen um die Wasserdichtheit unserer Kameras machen. Die ein oder andere Schönwetterwolke hätten wir uns allerdings schon gewünscht… Und wenn doch tatsächlich mal eine kleine Wolke am Berg „hängen“ blieb, dann war die Aufregung groß, und sie wurde dann auch aus allen erdenklichen Positionen fotografiert.

Foto: Sebastian

Aber das eigentliche Highlight waren die Wälder. Gelbe Lärchen, so weit das Auge reichte. Dieses gelbe Spektakel vor blauem Himmel und den schneebedeckten Bergen war derart kitschig, dass es schon wieder schön war.

Hier ein paar Impressionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Wort und Bild:


Steffen:

Moin,
Ich bin Steffen, das Nordlicht in der Reisegruppe. Für mich war es die erste Fotoreise in die Berge und eins kann ich schon vorweg nehmen, es war sicher nicht die letzte. Ich wohne in Husum, dem platten Land. Der höchste Berg in der Nähe ist der Sandesberg mit 52m. Die häufiger zu überwindende Höhe sind die 9m, die das Hinterland für Überschwemmung schützen, also die Höhe des Deiches. Überspitzt könnte man sagen, ich sehe heute schon, wer mich morgen besuchen kommt, aber zurück zum Thema.
Die Anreise in den Schweizer Nationalpark deutete schon an, was uns die darauffolgenden Tage erwartete. Klar kenne ich auch Berge, die höher sind als 52m, aber der Blick (egal wo wir waren!) war einfach überwältigend. Ich musste mich zwingen, nicht in den „Knipsmodus“ zu verfallen, also einfach alles Nonstop zu fotografieren, so beeindruckt war ich von der Landschaft. Das Wetter war ebenso traumhaft, Sonne, blauer Himmel dazu ein paar Wolken. Die Temperaturen auf der Reise pendelten zwischen -9°C in den Morgenstunden und 12°C um die Mittagszeit.
Eine Reise zum Fotografieren schafft bereits im Vorfeld eine Verbindung zu allen Teilnehmern, denn alle teilen sich dieses eine, so schöne Hobby. Klar gehört dann auch das Fachsimpeln dazu, aber die zwischenmenschlichen Gespräche überwogen auf der Reise doch deutlich, schön! Bei Wanderungen über 2000m und mit Reichweiten jenseits der 10km kommt jeder früher oder später an seine körperlichen Grenzen. Umso wichtiger sind hier Personen, die mal einen „flotten Spruch“ auf den Lippen haben und so zur Auflockerung und Ablenkung beitragen. Von diesen Personen gab es so einige in der Reisegruppe. Kurzum würde ich mit dieser Gruppe jederzeit wieder vereisen wollen, was ja für sich spricht!
Auch wenn es sich bei der Reise nicht um einen klassischen Workshop handelte, sondern wir die Ziele gemeinsam bestimmten, ist trotzdem ein Aufwand an Planung und Organisation nötig.  Die Idee, im gemeinsamen Bus anzureisen, war klasse. So konnte die Zeit der Anreise schon zum Kennenlernen genutzt werden. Das Hotel war zentral im Nationalpark gelegen und von Bergen umgeben. Wer körperlich tagsüber sehr aktiv ist, braucht auch Energie. Oder anders gesagt „ohne Mampf kein Kampf“. Das Essen war lecker, aber an den Portionen müssen die Schweizer noch arbeiten 😉.
Für mich war die Reise ein Einblick in eine neue fotografische Welt, die mich sogar jetzt, beim Anblick der Bilder, noch ins Staunen versetzt. Mit 45 Jahren noch einmal das „Kücken“ zu sein, ist auch schön, zumal ich ja auch hier und da Tips brauchte. Für mich sind Erlebnisse die schönsten Geschenke.
Vielen Dank, Sebastian, für dieses schöne Geschenk!


Susanne:

Den Ofenpass und Umgebung kannte ich zuvor nur von der Durchreise. Um so schöner war es, dass ich die Möglichkeit bekam, mit einer kleinen Gruppe von netten Leuten in den Schweizer Nationalpark zu fahren, um ein paar Tage zu fotografieren und in den Bergen zu sein. An dieser Stelle vielen herzlichen Dank an Sebastian für die rundum tolle Organisation und die herrlichen Orte, die du uns gezeigt hast.
Dass wir mit einem so herrlichen Wetter beschenkt wurden, war natürlich noch das Sahnehäubchen obendrauf  :-). Berge, Sonne, Wasser und geniale Farben und Möglichkeiten zum Fotografieren. Ich hatte mal wieder Zeit, um das Stativ auszupacken, das Makroobjektiv zu benutzen und ein paar Dinge auszuprobieren. Schöne Herbsstage mit wunderbaren Gesprächen und Fotomotiven. Also für mich immer wieder gerne 🙂


Markus:

Ganz kurz gesagt: Es war ein Super-Wochenende mit ganz lieben Menschen und einem dazu passenden traumhaften Wetter.
Das Wetter war wie bestellt. Alle waren bereits auf der Anfahrt und in den folgenden Tagen von den großartigen Farben Blau (der Himmel), Gelb (die Herbstbäume, speziell die Lärchen) und Weiß (der Schnee auf den Bergen) und der beeindruckenden Bergkulisse völlig begeistert.
Mit der Fotokamera konnte man diese Atmosphäre, Stimmung, in diesen Tagen gar nicht einfangen. Zumindest ging es mir so. Dazu musste man einfach einmal stehen bleiben oder sich gar hinsetzen, um dies auf sich wirken zu lassen. Manche Dinge kann man nur auf der eigenen Speicherkarte im Kopf festhalten.
Aber es gab dann doch das eine oder andere schöne Foto. Auch wenn man sich morgens zum Sonnenaufgang etwas überwinden musste, um in die Kälte hinauszugehen. Die Eindrücke und die Stille in den Bergen entschädigten dann aber für diese „Überwindung“.
Unser Reiseleiter hatte sich perfekt vorbereitet und uns an schöne „Ecken“ im Nationalpark geführt. Jeder konnte ohne Zeitdruck fotografieren oder eben einfach nur mal die schöne Natur genießen. Hierfür noch mal meinen ganz herzlichen Dank an Sebastian und auch dafür, dass er uns die ganze Zeit immer sicher in dem Kleinbus herumchauffiert hat.
Die Eindrücke der Landschaft und die teilnehmenden Personen werden mir noch lange in bester Erinnerung bleiben. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, wieder ein solches Wochenende verbringen zu können, bin ich mit Sicherheit wieder dabei.


Elke:

Nach einem Fotoworkshop mit Sebastian habe ich mich sehr über die Einladung zu einem verlängerten Wochenende in der Schweiz gefreut. Für mich Gruppenreisemuffel klang Sebastians Format: „Ich gehe ins Engadin zum Fotografieren und mag nicht alleine gehen“ attraktiv. Hinfahren, schauen, machen – oder nicht machen. Meinem Mann, ein überzeugter Nicht-Fotografierer aber erfahrener Ausrüstungsträger und leidgeprüfter Warter, gefiel das Reiseziel ebenfalls, und so sind wir zusammen ins Engadin angereist.
Wir treffen am Ziel auf eine gemischte, aufgeschlossene und freundliche Gruppe, die auch Nicht-Fotografierer vorbehaltlos im Kreis der Ihren aufnimmt. Das Wochenende wird genau so, wie ich es mir vorgestellt habe: Jeder kann, keiner muss… und trotzdem gehören immer alle dazu.
Tolle Motive, neue Sichtweisen und die vollkommene Auszeit vom Alltag, das nehme ich aus dem Wochenende mit. Und mein Mann? Die Erfahrung, dass nicht nur seine Frau nicht mehr von dieser Welt ist, wenn sie eine Kamera in der Hand hat. Und dass Fotografen auch manchmal über andere Themen reden können, wenn man sie immer wieder dazu herausfordert.


Sebastian:

Was soll ich sagen? Ein Foto-Reiseziel, von dem ich schon lange geträumt habe; eine ausgesprochen nette, vortrefflich harmonierende und einfach „pflegeleichte“ Gruppe; atemberaubendes, goldenes Herbstwetter; prall gefüllte, kurzweilige und abwechslungsreiche vier Tage unterwegs. Fotografenherz, was willst Du mehr?
Schon an anderer Stelle (s. ganz unten) habe ich meine Impressionen und Gedanken zu unserer Reise festgehalten, und dazu stehe ich auch. Daher begnüge ich mich hier mit einer Aufnahme, die für mich alle schönen Aspekte dieser Reise zusammenfasst.

Sonnenaufgang am Ofenpass

Auch das Format der Reise hat mich überzeugt, und ich sage ganz deutlich: Immer nur her mit Vorschlägen und Wünschen für zukünftige Unternehmungen dieser Art – ich bin bereit!


Stefanie:

Während unseres Aufenthalts musste ich mehrmals über mich selbst schmunzeln. Ich erwähne oft und gerne, dass ich zum fotografieren „unbequemes“ Wetter mag, ein blauer Himmel ohne Wolken so was von langweilig ist und ich dafür höchstens mal mein Handy zücke.
Aber dem Charme von Quedlinburga konnte auch ich mich nicht entziehen, und so fühlte ich mich das ganze Wochenende wie eine Statistin in einer Postkartenidylle. Die Sonne und diese traumhafte Kulisse färbte auf uns alle ab, und nach einem doch eher trüben Sommer war dieses Wochenende eine Wohltat für die Seele. Nicht unbedingt einfach für eine Fotografie abseits der klassischen Schönwetterbilder, aber dafür hatten wir ja den ganzen Sommer über genug Möglichkeiten 😉


Christine und Gerhard:


Klaus:


Einen kleinen Reisebericht aus Sebastians eigener Feder, gespickt mit schönen fotografischen Impressionen, findet Ihr hier.

Artikel veröffentlicht am 19.11.2021
Material zusammengetragen und moderiert von Stefanie Röschke


sogesehen – Monatsfoto November

Eigentlich ist das ein bisschen geschummelt: Das hier vogestellte Titelbild des Monats November ist am letzten Tag des Vormonats aufgenommen worden. Man möge mir das nachsehen, denn die Versuchung war einfach zu groß…

Am Sonntag vergangener Woche (eben dem 31.10.) war ich nämlich mit einer kleinen Gruppe zum Fotografieren im nahegelegenen Kaiserstuhl unterwegs. Wir hatten immenses Glück mit einem sonnigen Intermezzo zwischen allerlei Wolken und Regen, bei dem die prächtigen Herbstfarben der Weinberge, Felder und Wälder ringsum auf das Schönste strahlten. Das Ganze dann bei angenehmen +18 Grad. So lässt sich der Herbst aushalten.

So wird es natürlich nicht für die nächsten vier Wochen bleiben, das ist klar. Und es ist ja auch gar nicht nötig. Denn fotografiebegeisterte Menschen wie wir sind wetterfest und erkennen die Schönheit der Natur und ihrer Elemente auch bei nicht ganz so lieblichen Bedingungen. Oder?

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern unseres Blogs einen schönen Monat November, ob nun nass oder trocken, sonnig oder bewölkt, kalt oder mild. Die Mischung macht’s!

Und falls jemand neugierig geworden sein sollte und mal mitgehen will zum Fotografieren im Kaiserstuhl oder auch dem Schwarzwald: https://fotospaziergang.net/kurse-jahresende-2021/

3. November 2021
Sebastian Schröder-Esch
(www.schroeder-esch.de)

Klein aber fein

Wer mich kennt, der weiß, dass ich den Herbst liebe. Die Farben, den Geruch von nassem Laub auf einem Spaziergang durch den blätterbunten Wald. Den Nebel, der übers Land zieht und die Landschaft in ein diffuses Licht taucht. Ein Licht, das nur der Herbst zustande bringt. Faszinierend und Zauberhaft.

Diese besondere Stimmung, wenn man an einem kühlen Morgen durch die taubenetzten Wiesen läuft, all das und noch viel mehr macht den Herbst besonders, besonders schön.

Aber am meisten liebe ich an dieser Jahreszeit die besonderen Fotomotive, die dann zu finden sind, und das sind die Pilze.

Es sind für mich immer wieder spannende Momente, wenn ich im Moos nach diesen kleinen Gesellen suche. Was werde ich finden? Ist es ein tolles Fotomotiv? Kann ich mit Beleuchtung eine besondere Stimmung zaubern? Oder ist das Foto nachher für die Ablage P?

Wichtiger für mich ist allerdings, wie ich mir das Motiv vorstelle. Ich bin ja jemand mit viel Fantasie, na ja zugegeben mit sehr viel Fantasie. In meiner Vorstellung fotografiere ich dann nicht einfache Pilze, sondern Wohnstätten von Waldbewohnern, die ihren Ursprung in Geschichten und Märchen haben.

Was wäre wohl, wenn ich eine verborgene Tür im Stiel entdecken würde, und wer könnte dort wohnen? Was würde ich erspähen, wenn ich eintrete, und wer zum Henker hat das Licht angelassen?

All das hilft mir bei meiner Motivauswahl, und zugegeben, es macht mir einfach einen riesen Spaß, ein wenig Zeit jenseits der Realität zu verbringen. Vielleicht hilft es mir auch bessere Fotos zu machen, ich weiß es nicht, aber es hilft mir definitiv Entspannung zu finden, wenn der Märchengaul mit mir durchgeht. Das passiert mir natürlich auch zu anderen Jahreszeiten, aber der Herbst spornt meine Vorstellungskraft schon nochmal besonders an, und wenn dann noch Nebel aufkommt ………….. ich schweife wieder ab, wie ihr merkt.

Als ich diese Fotostrecke gemacht habe, konnte ich etwas aufspüren, nach dem ich schon länger gesucht habe. Viele Fotos habe ich schon gesehen, aber mir war es bisher nicht vergönnt diese Pilze zu finden. Endlich, als die Sonne schon tiefer stand und ihre Strahlen durch die Bäume schickte, endeckte ich auf einem nassen Totholzstück eine ganze Gruppe von Schleimpilzen. Wer jetzt voller Hoffnung an Zwerge oder Elfen gedacht hat…………Sorry, dieses Mal nicht.

Diese kleinen Pilze finde ich total faszinierend. Die Formen und Farben sind so vielfältig, das ist echt verblüffend, und sie sind klein, seeeeehr klein. Daher kamen das Makroobjektiv und die Vorsatzlinse zum Einsatz. Mit Hilfe von zusätzlicher Beleuchtung in Form zweier Taschenlampen konnte ich also zum ersten Mal diese Minipilze ablichten.

Sind die nicht schön? Das was ihr hier seht, ist in natura etwa 2-3mm groß. Es gibt sie in Wüsten im Schnee und natürlich, und vor allem, im Wald. Es gibt über tausend Arten in dieser Familie, also noch viele Motive für die Zukunft.

Daher werde ich weiter meine Augen offen halten und im Moos rumkriechen. Ich werde mir jedes Stückchen Holz genau ansehen und natürlich hinter jeder Wurzel nachschauen. Der Märchengaul wird wieder mit mir durchgehen und ich werde wieder ziemlich viel Spaß haben.

Solltet ihr also bei eurem Herbstspaziergang durch den Wald einen Fotografen finden, der auf dem Boden liegt und auf euren Gruß nicht reagiert, seht es ihm nach – möglicherweise hat er gerade die verborgene Tür endeckt.

In diesem Sinne: bleibt neugierig und genießt den Herbst.

sogesehen – Monatsfoto Oktober

Die wohl schönste Jahreszeit, wenigstens für mich, hat angefangen und wir konnten schon ein paar wunderbare Herbsttage geniessen! Die farbigste Jahreszeit zählt knapp zwei Wochen, aber sie ist definitiv da. Die Nächte sind wieder kühler, am Morgen sind die Wiesen mit Tau übersät, an manchen Orten hängt der Nebel schon recht tief und aus dem feuchten Waldboden spriessen die ersten Pilze.

WILlKOMMEN im OKTOBER

Ich war letzte Woche in verschiedenen Wäldern unterwegs und habe nach Pilzen Ausschau gehalten. Wer jetzt denkt, dass ich bin auf der Suche nach leckeren Steinpilzen, Eierschwämmen oder anderen essbaren Pilzen bin, der liegt völlig falsch. Ich suche die kleinen, filigranen, kaum auffindbaren Pilzchen. Die welche neckisch und fotogen aus dem Moos oder Waldboden sich gen Himmel recken und stolz ihre Hütchen tragen. Leider fristen sie oft ein kurzes Leben, kaum haben sie sich emporgereckt, werden sie von Schnecken, Käfern etc. gefressen oder fangen schon bald wieder an zu welken oder verfaulen. Aber das macht es für uns Fotografen oder Spaziergänger auch wieder spannend, weil man bei jedem Spaziergang neue Exemplare entdecken kann.

Als mich vor ein paar Jahren ein Bekannter fragte, ob ich nicht einmal einen Pilzfotoworkshop machen würde, war ich etwas perplex. Pilze fotografieren?!?… es gibt doch viel fotogenere Motive als Pilze! Das waren meine ersten Gedanken und ich wollte schon absagen. Es gab mir aber keine Ruhe und ich machte mich doch auf die Suche nach irgendwelchen Pilzen. Die ersten Exemplare waren etwa faustgross und ich fand mich schon fast in meiner Einstellung bestätigt, wären mir da nicht diese kleinen Helmlinge und Faserlinge vor die Linse gekommen. Ich war begeistert und fasziniert wie ich diese kleinen Pilze in ein Bild einbetten konnte. Immer wieder sehe ich kleine Episoden aus Geschichten und reime mir etwas zusammen!

Natürlich darf es auch mal ein grösserer Pilz sein, vor allem wenn er so fotogen daherkommt wie der Fliegenpilz! Sie wachsen gerne unter Tannen in moosigem Boden, oft auch in Gesellschaft von Steinpilzen. Ich kenne einen wunderbaren Platz mit Moos, Tannen, ein paar Baumstümpfen und vielen Fliegenpilzen (leider nicht jedes Jahr). Wenn ich am späten Nachmittag auf dem moosigen Boden liege, die Sonne sehr tief in den Wald hineinscheint und die letzten, warmen Strahlen über die Pilze und die Baumstämme wandern, fühle ich mich fast wie in einem Märchen. Es fehlt nur noch das Rotkäppchen, das mit seinem Körbchen über das Moos durch den Wald zu seiner Grossmutter hüpft!

Schaut man sich so ein Fliegenpilz einmal genauer an, sieht man erst was für ein kleines Wunder er ist. Im Anfangsstadium stösst er als runde Knolle in einer weissen Hülle, aus dem Boden. Je mehr er wächst ,um so mehr platzt die Hülle auf und zurück bleiben die Reste, welche wir als weisse Punkte anschauen. Je grösser er wird, um so mehr entfaltet er seinen schirmartigen Hut, der Rest der Hülle hängt unter dem Schirm als „Unterrock“ an seinem Stiel.

Jetzt wünsche ich Euch einen wunderbaren Herbst und lasst Euch beim nächsten Spaziergang in eine Fantasiewelt entführen!

Rosa macht den Unterschied

Siloballen in Rosa! Ich muß gestehen, in Weiß oder Grün fallen mir diese runden Ballen gar nicht mehr auf. Sie sind so alltäglich geworden und gehören in eine ländliche Gegend wie Kühe, Pferde und Schafe.

Aber in Pink-Rosa? Ist das nur ein Scherz, oder steckt da eventuell mehr dahinter?
Nachdem ich diese farbigen Kugeln in Norddeutschland entdeckt hatte, ging mir diese Frage nicht mehr aus dem Kopf. Also stöberte ich im Internet in der Hoffnung, eine Erklärung dafür zu finden – und siehe da, es gibt sie auch in Hellblau und in Gelb!

Diese Tatsache alleine plus ein mittelprächtiges Foto sind mir normalerweise keinen Blogbeitrag wert, aber die Farben haben eine Bedeutung und das Thema einen ernsten Hintergrund.

Es geht bei dieser Aktion darum, auf die Wichtigkeit der Krebsvorsorge aufmerksam zu machen. Im Speziellen um die Brustkrebsvorsorge (Rosa) und die Prostatakrebsvorsorge (Blau), und bei Gelb rücken die an Krebs erkrankten Kinder in den Fokus. Zusätzlich geht beim Kauf einer Rolle farbiger Silofolie eine Geldspende von 3 Euro an gemeinnützige Organisationen. Diese werden zu gleichen Teilen von Landwirt*in, vom Händler und dem Folienhersteller gespendet.

Ich finde diese Aktion eine tolle Sache, und davon sollten viel mehr Menschen erfahren. Eine Umfrage in meinem Bekanntenkreis ergab, dass die farbigen Rundballen schon vielen aufgefallen sind, aber niemand den Hintergrund kannte. Vielleicht trägt dieser kleine Beitrag dazu bei, dies zu ändern.

Von meiner Seite ein herzliches Dankeschön an alle Landwirte und Landwirtinnen, die sich an dieser Aktion beteiligen, um für Gesundheitsvorsorge im ländlichen Raum zu werben!



Sylvain und die anderen

Der Spätsommertag am Mittelmeer geht zur Neige. Das Wetter ist noch immer wunderbar in Le Grau-du-Roi an der französischen Südküste – warm, sonnig, trocken, klar, windig. Ein paar wenige Leute baden noch in den Fluten oder gehen am Strand spazieren. Kaum zu glauben, dass wir schon Mitte September haben. Klingt wie Nachsaison?

Nicht für alle.

Wie aus dem Nichts ist ein ganzer Schwung Kitesurfer aufgetaucht. Auf dem durch den warmen Abendwind aufgewühlten Meer sind sie offenbar ganz in ihrem Element. Wild und scheinbar planlos, ja geradezu chaotisch fahren sie umeinander und verheddern sich doch nie, weder in ihren eigenen Schnüren, noch miteinander.

Ich muss gestehen, dass ich bisher nie viel übrig hatte für diese Art von Wassersport. Und damit meine ich nicht, dass ich je in Betracht gezogen hätte, es selber einmal zu versuchen. Einfach den Anblick fand ich eigenlich nie besonders attraktiv. Das hat sich radikal geändert an jenem Abend!

Ob es Zufall war oder Vorsehung, dass ich just in diesem Moment mein Teleobjektiv mit an den Strand genommen hatte? Ich werde es nie erfahren. Jedenfalls habe ich vor Staunen kaum den Mund zu bekommen und konnte zugleich mein Glück kaum fassen angesichts dieser Motivpalette bei besten Fotobedingungen. Eine ganz besondere Verbindung aus Ästhetik, Athletik und nicht zuletzt auch Dramatik.

Faszinierendes Ballett in Wasser und Wind im immer goldener und röter werdenden Licht der südlichen Abendsonne. Ob zu zweit, zu dritt, oder auch ganz allein.

Und dann trat Sylvain in mein Leben. Oder besser: er fuhr.

Sylvain surfte von allen am dichtesten am Strand entlang. Und so war ihm nicht entgangen, dass ich wohl das eine oder andere Foto von ihm und den anderen schoss. Das weckte sein Interesse, und nachdem er ein paar Mal hin und her gekreuzt war, kam er an Land und rief mich. Ob wir Telefonnummern austauschen könnten. Und ob er die Bilder haben könne, die wohl gerade entstanden seien.

Na, und ob er das kann!

In unserer kurzen Unterhaltung wurde schnell deutlich, dass dieser Abend auch für ihn, den alten Kitesurf-Bären, etwas Besonderes war. Und so hatte er es auch, nachdem die Porträts im Kasten waren (ich immer wieder bang zu dem gigantischen Schirm im Himmel schräg über mir hochschauend), durchaus eilig, wieder ins Wasser zu kommen und die letzten Sonnenstrahlen auszukosten.

So wie die anderen.


21. September 2021
Sebastian Schröder-Esch
(www.schroeder-esch.de)

Vier-Gipfel-Tour in Hochfügen

Nach unserer ersten Urlaubswoche in Südtirol ging es für uns für eine weitere Woche weiter nach Österreich. Unser Domizil, ein kleines Chalet namens „Almnest“, war für unsere Wanderungen rund um das Hoteldorf Hochfügen ein perfekter Ausgangspunkt. Unseren Ankunftstag nutzen wir jedoch zunächst für einen kleinen Spaziergang und erkundeten die kleine Ortschaft. Hochfügen (1.474 m) liegt im Zillertal und ist als Skigebiet besonders beliebt.

Unsere Wanderungen planen wir meist anhand von Wanderkarten, die in den Unterkünften ausgelegt werden oder über die Wanderapp „komoot“. So hatten wir uns für den nächsten Tag eine Wanderung zum „Kleinen Gamsstein (1.924 m)“ herausgesucht. Diese Wanderung war von unserer Ortschaft aus mit 2 Stunden und 500 Höhenmeter ausgeschrieben.

Das Wetter hatte es in dieser Woche gut mit uns gemeint, und die Sonnencreme kam endlich zum Einsatz. Nach ca. 1 1/2 Stunden breiten Landwirtschaftswegen kam ein Kamm namens „Loassattel“. Der Alpengasthof vor Ort hatte an diesem Tag leider seinen Ruhetag, und ein erfrischendes Radler oder eine kleine Mahlzeit war somit leider nicht drin. Vom Loassattel aus führte der Weg nun in kleinen Trampelpfaden weiter Richtung „Kleiner Gamsstein“. Wer uns bzw. unsere Erzählungen von Wanderungen kennt, der weiß wie sehr wir die kleinen Trampelpfade und schmalen Wanderwege lieben. Am Wegesrand gab es für uns immer wieder Grund anzuhalten. Das gesamte Gebiet stellte sich als ein kleines Paradies voller wilder Heidelbeeren heraus. Wer schon mal in den Genuss von wilden Beeren kam, der kann verstehen wie gut uns diese doch schmeckten und wir alle paar Meter davon naschen mussten.

Am Kleinen Gamsstein angekommen, weckte uns erst recht die Wanderlust und wir packten vor Ort die Wanderkarte aus. Auf dieser waren der Große Gamsstein (2.142 m), der Gilfert (2.506 m) und das Sonntagsköpfl (2.244 m) dargestellt. Den Blick von der Karte gehoben, konnten wir alle drei Berggipfel in der Ferne erkennen. Unsere Tour war somit weiter gesetzt. Vom Kleinen zum Großen Gamsstein führte uns ein schmaler Grat mit ständigem Blick auf Hochfügen und die umliegenden Almen bzw. Bauernhöfe.

Vom Großen Gamsstein aus war auch schon unser nächstes Ziel, das Gipfelkreuz vom Gilfert, zu sehen. Wir verweilten nicht sonderlich lange und machten uns weiter auf den Weg. Der Aufstieg zum Gilfert ist noch schmäler, und durch das teilweise ausgesetzte Gelände forderte der Weg vollen Körpereinsatz. Unterhalb vom Gipfel war auch noch das ein oder andere Schneefeld zu sehen. Das Gipfelkreuz war beim Aufstieg stets bedeckt von Wolkenfeldern. Nach einer guten halben Stunde vollem Körpereinsatz hatten wir dann den Gipfel des Gilferts erreicht. Eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Bergketten, den Hintertuxer Gletscher und weiter unten im Tal die Stadt Innsbruck mit dem Inn, einem Nebenfluss der Donau, waren für uns Belohnung genug für den bisherigen Fußmarsch. Auf diesem Gipfel verweilten wir etwas länger und plünderten unseren Rucksackproviant.

Nach dem Eintrag in das Gipfelbuch und der kleinen Stärkung ging es für uns wieder abwärts zum vierten Gipfel: dem Sonntagsköpfl. Dieser Weg führte uns über kleinere Felsformationen, schmale Pfade, teilweise ausgesetzte Stellen und schlussendlich über einen kleinen Grat zum Gipfelkreuz. Von dort aus gab es eine wunderbare Rundumsicht auf die drei zurückliegenden Gipfelkreuze und die Gemeinde Hochfügen.

Unser Rückweg führte uns dann an einem schmalen Flussbett über die Lamarkalm Mitteleger nach Hochfügen zurück. Nach insgesamt 17,5 Kilometern, 1.200 Höhenmetern und 6 Stunden ließen wir den Abend in einem Restaurant gemütlich ausklingen und blickten hierbei voller Stolz auf unsere Vier-Gipfel-Tour zurück. Als geübter Wanderer und mit guter Kondition (Trittsicherheit beim Gilfert) kann man diese Wanderung als eine Tagestour mit herrlichem Bergpanorama erleben.

sogesehen – Monatsfoto September

Der Monat September läutet langsam den Herbst ein. War der Sommer in diesem Jahr eigentlich da? Oder kehrt er sogar noch einmal zurück? Der September ist jedenfalls ein Übergangsmonat.

Dafür steht für mich sinnbildlich auch die Distel. Sie wird häufig als Unkraut abgetan oder erst gar nicht wahrgenommen. Ja, sie ist stachelig und wächst am Straßenrand, auf Wiesen und Feldern.

In der Tierwelt erfreut sie sich hingegen großer Beliebtheit. Beim Wandern fallen zahlreiche Insekten auf, die sich auf ihren Blüten tummeln.

Die Distel blüht im Sommer über einen langen Zeitraum in oft violetter Pracht und bildet bei ihrer Reifung schließlich weiße Samen aus. Mich erinnert das Monatsfoto an ein Feuerwerk, das den Herbst begrüßt, ein Distelfeuerwerk.

Schrecklicher Schotter

Ich bin gerade für ein paar Tage in Bayern. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich diesen Teil Deutschlands nur sehr wenig kenne, darunter auch die bayerischen Alpen. Grund genug, um mal herzukommen, und sei es nur für eine Stippvisite.

Nachdem mich ein Ausflug ins hochtouristische Karwendel bei Mittenwald nur mäßig begeistert hatte, wollte ich mir gerne noch eine etwas ursprünglichere Landschaft anschauen und habe daher eine Exkursion in die Ammergauer Alpen unternommen.

Nur weil man im Gebirge ist, muss man ja nicht immer auf die Berge rauf. Habe ich mir gedacht und bin ins Tal der Linder gefahren. Das liegt nicht weit von Oberammergau und ist eines der ganz wenigen Täler, in denen der Fluss nicht reguliert ist, sei es zur Energiegewinnung oder zum Schutz vor Hochwasser. Hier gibt es noch eine naturnahe Auenlandschaft mit sehr viel Dynamik und einer Landschaft von ganz eigener, herber Schönheit. Man fühlt sich hier einfach „steinreich“!

Fragt sich bloß: wo ist eigentlich der Fluss? Der ist um diese Jahreszeit ein klitzekleines Bächlein (nicht fotografiert). Auf Fachchinesisch wird diese Art von Landschaftsform als „Wildbach-Umlagerungsstrecke“ und lokal als „Gries“ bezeichnet (mehr Infos dazu auf den Seiten des Naturparks Ammergauer Alpen). Dementsprechend war ich also im Lindergries unterwegs, und da gibt es wirklich allerlei zu sehen. Denn der Fluss (wenn er denn mal Wasser führt, insbesondere zur Schneeschmelze im Frühjahr) transportiert natürlich allerlei Krempel talabwärts, von kleinen Dingen bis hin zu weniger kleinen.

Ich kam mir vor wie in einem Freilicht-Skulpturenpark.

Die Weite dieser Tallandschaft ist beeindruckend und schaurig-schön. Erst recht mit rasch heranziehenden Regenwolken am Horizont. Aber auch im Kleinen gab/gibt es viel zu entdecken.

Wenn nur der Regen nicht so schnell gekommen wäre…

Aber getreu dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ hat mir das Schicksal gegen Ende noch ein echtes Schmankerl serviert – den wahren Grund für meinen Ausflug ins Lindergries!

Na, wer findet das Objekt meiner Begierde?

Hiermit sollte es jetzt geklappt haben.

Ich weiß ja nicht, wer meine Begeisterung über diesen Fund teilen kann. Ich jedenfalls habe mich wie Bolle über diese Heuschrecke gefreut.

Es ist nämlich nicht irgendein Nullachtfünfzehn-Hüpfer, sondern die extrem seltene Gefleckte Schnarrschrecke (Bryodemella tuberculata, mehr Info hier), die im Alpenraum und überhaupt in Europa nur noch an ganz wenigen Stellen vorkommt. Ihr Lebensraum sind genau diese unverbauten, wilden Flusstäler mit ihren ausgedehnten Schotterfluren. Tja, und die hat der Mensch nun mal zum allergrößten Teil zerstört. Somit sind auch die allermeisten Vorkommen dieser hochspezialisierten Insektenart unwiederbringlich verloren.

Kein Wunder also, dass dieses Exemplar hier etwas verdrießlich dreinschaut…

Ich jedenfalls war so geflashed durch diesen tollen Fund (ein einziges Tier nur!), dass mir der nun starke Regen gar nichts mehr ausgemacht hat und ich nass und glücklich zurück zum Auto getalpt bin. Hoffentlich kann ich diesen besonderen, „schrecklich-schönen“ Ort noch einmal besuchen. Vielleicht scheint ja dann auch die Sonne, und ich finde noch den Kiesbank-Grashüpfer…

21. August 2021
Sebastian Schröder-Esch
(www.schroeder-esch.de)

Dem Himmel so nah – Bergtour zum Seekofel in Südtirol

Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen“

Johann Wolfgang von Goethe

Für uns ging es bereits zum vierten Mal in Folge in unserem Sommerurlaub nach Südtirol.  Jedes Jahr aufs Neue fasziniert uns die Bergwelt mit ihrer wunderschönen Landschaft und ihren eindrucksvollen Felsformationen. In den Bergen merkt man erst, wie klein der Mensch ist und wie gewaltig die Natur wirkt.

Als wir das erste Mal im August 2018 Südtirol für uns entdeckten, ging es an einem Morgen an den Pragser Wildsee (Lago di Braies). Wir waren sofort von dem glasklaren türkisfunkelnden See begeistert, welcher von einer wunderschönen Berglandschaft umgeben wird. An dieser Stelle möchte ich jedoch kurz erwähnen, dass der See zum „Hotspot“ für Touristen geworden und daher leider sehr überlaufen ist. Die Gemeinde sperrt auch die Straße zum See in den Sommermonaten von 09.30 – 16.00 Uhr ab, da sonst vermutlich völliges Chaos herrschen würde. Da wir bei Wanderungen jedoch Frühaufsteher sind und es einfach lieben, wenn wir (soweit es geht) die Landschaft für uns alleine haben, waren wir damals gegen 7.30 Uhr vor Ort und konnten den Rundgang um den See zunächst mit wenigen Personen alleine genießen. Damals begeisterte uns bereits der herausragende Berg Seekofel mit seinen 2.810 m, der zu den Pragser Dolomiten gehört, und uns war dort schon klar: eines Tages werden wir diesen Berg besteigen und vom Gipfelkreuz oben auf den See hinunterschauen.

In diesem Sommer war es nun endlich soweit. In Gedanken an den Seekofel und die wunderschöne Berglandschaft sind wir also in der ersten Augustwoche losgefahren und nach acht Stunden in unserem Domizil im Gsiesertal, einem Seitental des Pustertals, angekommen. Überglücklich und voller Vorfreude auf unsere Bergtour zum Seekofel ging es für uns zunächst die Tage davor auf andere schöne Berge wie die Riepenspitze (2.774 m) oder den Gerichtshals (2.239 m). Auch wenn einem die Höhe vielleicht nicht zu sehr bewusst ist, so sollte man sich jedoch zunächst akklimatisieren und sich bzw. seinen Körper an die Höhenlage gewöhnen. An unserem letzten Tag hatten wir uns also die Wanderung zum Seekofel vorgenommen.

Wie schon vor vier Jahren ging es nun also auch an dem besagten Tag frühmorgens für uns los. Der Einstieg begann am Fuße des Pragser Wildsees (1.400 m), den man ca. eine halbe Stunde entlang laufen musste und führte anschließend in Serpentinen aus kleinen Kalksteinen und schmalen Bergpfaden hinauf zur Ofenscharte oberhalb der Seekofelhütte (2.327 m). Auf diesem Wanderabschnitt war teilweise voller Körpereinsatz gefordert, da man sich an der einen oder anderen Stelle auch an den großen Felsvorsprüngen hochziehen musste. Das Wetter war an diesem Tag perfekt, und die Sonne war uns stets eine treue Begleiterin. Ein Wanderschild bei der Ofenscharte machte uns deutlich, dass uns noch eine gute Stunde schmale Pfade und Felsvorsprünge bevorstanden, ehe wir den Gipfel erreichen würden. Auch hier gab es zur Sicherheit Drahtseile, welche beim Erklimmen des Berges Unterstützung boten.

Wir sind geübte Wanderer und unsere Kondition ist auch sehr gut, aber diese gute Stunde hatte sich gefühlt so sehr in die Länge gezogen, unsere Beine spürten in diesem Augenblick auch noch die Wanderungen an den Tagen zuvor, und der Anstieg wurde mit jedem Schritt anstrengender. Nach jeder Bergkuppe waren wir uns sicher, dass das Gipfelkreuz gleich zu sehen sein musste. Dann endlich war es für uns soweit. Nach über 1.300 Höhenmetern und knapp vier Stunden bergauf war das Gipfelkreuz des Seekofels (2.810 m) in greifbarer Nähe.

An dieser Stelle muss ich nicht näher darauf eingehen, wie erleichtert und glücklich wir waren, oder? Auf dem Gipfel selber spürten wir die Anstrengungen der ganzen Woche und freuten uns nur noch aufs Absitzen und unser eingepacktes Vesper.

Nach der Stärkung führte uns der Abstieg vom Gipfel an der Seekofelhütte vorbei. Dort gab es noch ein stärkendes Radler, und schon folgte der Rückweg über die Seitenbachscharte zurück zum See. Dieser Abstieg hatte es auch nochmals in sich. Von oben war der Weg durch das herabfallende Geröll vom Berg nicht zu erkennen und so ging es mit einigen rutschigen Abschnitten talabwärts. In diesem Abschnitt war wirklich Trittsicherheit gefragt.

Unsere Wanderung ging somit nach insgesamt 23,5 Kilometern, 1.500 Höhenmetern und 8 Stunden dem Ende entgegen. Am Abend konnten wir unsere Tour in einer kleinen Wirtschaft im Ort bei Pizza und Aperol Revue passieren lassen. Das hatten wir uns aber auch nach dieser anstrengenden Tour verdient, oder was meint ihr? 🙂

Nach unserer Südtirolwoche ging es für uns noch eine Woche weiter nach Österreich in die Gemeinde Hochfügen. Auch hier haben wir die Landschaft um uns herum zu Fuß erkundet. Ein Blogeintrag dazu folgt 🙂